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328 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1911.)
dem Tchad. — Die drahtlose Telegraphie und die Rosenkreuzer
(deutsche Rosenkreuzer sollen vor 2V?Jahrhunderten diese Entdeckung
gemacht und benutzt haben. Es existiert ein dies illustrierender
alter Stich). — Bemerkungen zur Apokalypse. —- DerWarnungs-
traum.-— Spiritisten und Illusionisten.— Eine Sitzung mit dem Zua-
ven Jacob. — Erfüllte Prophezeiungen. — Eduard VII. und die
Astrologen. -- Pest und Vorgefühle. Freudenberg-Brüssel.
Briefkasten.
Herrn Professor Schmid-Bozen danken wir verbindlichst für
gütige Einsendung des in Nr. 5 (vom 26. Februar er.) der von der
„Vereinigung österr. Hochschuldozenten44 herausgegebenen Halbmonatsschrift
„Das Wissen für alle44 (Verlag von Hugo Heller in
Wien) erschienenen Leitartikels eines Privatdozenten an der philos.
Fakultät der Universität Wien, Heinrich Gomperz, über „Okkultismus44
. Wenn dieser Herr die Gedankenmassen, die man unter
dieser Bezeichnung zusammenfaßt, für den gefährlichsten Gegner,
von dem die europäische Kultur bedroht wird, erklärt und meint,
wenn die politische Demokratisierung unserer Zeit jemals zu
einer wirklichen Massenherrschaft führen und das allgemeine Stimmrecht
, sowie die allgemeine Wehrpflicht zu Werkzeugen von Tisch-
rückern und Hellsehern würden [wie denn?], — so würde ein „Kulturkampf44
entbrennen, gegen den das, was man heute so nennt, als
recht unschuldiges Kinderspiel erschiene, so ist man versucht,
auf solche törichte Befürchtungen das Motto von Friedrich Heinrich
Jacobi anzuwenden, das über seinem eigenen Aufsatz steht: „In
der Dummheit ist eine Zuversicht, worüber man rasend werden
möchte44. Hat dieser gelehrte Rezensent von Du Prel's letztem
Buch: „Der Tod, das Jenseits n\4k wirklich noch nie bemerkt, daß
die nach wissenschaftlichen Grundsätzen geleiteten okkultistischen
Zeitschriften ihre Hauptaufgabe eben darin erblicken, die von ihm
selbst aufgestellten Forderungen streng durchzuführen: unvoreinge-
genommene Prüfung aller Tatsachen , strenge Kritik der Glaubwürdigkeit
der Zeugen (den speziell in diesem PunKt unserem Altmeister
Du Prel gemachten Vorwurf der Unvorsichtigkeit haben wir schon
früher als berechtigt anerkannt), Beachtung der Möglichkeit bewußter
Täuschung und unbewußter Selbsttäuschung, Unterscheidung
der Tatsachen von den zu ihrer Erklärung ersonnenen Theorien,
Bevorzugung der schon bewährten Theorien vor den noch nicht
bewiesenen? Das alles sind doch von jeher geradezu Leitsätze
und Richtpunkte jedes besonnenen okkultistischen Forschers! Wenn
man aber z. B. die sehr exakten und gründlichen Versuche französischer
Metaf3sychiker, wie des früheren Direktors der „Ecole Poly-
technique44 in Paris, des verdienstvollen Obersten Rochas, über die
Exteriorisation der Empfindung damit abtun zu dürfen glaubt, daß
man mit aprioristischer Voreingenommenheit schreibt: „Ein Mann
namens Rochas [sie!] hat diese Exteriorisaticn des Astralkörpers
„experimentell untersucht44 usw. und behauptet, die „Metaphysik
des Dr. Du Prel decke sich Zug um Zug mit dem Weltbild der
Wilden, der rohesten Naturvölker44, so zeugt das von einer jeder
näheren Sachkenntnis baren Oberflächlichkeit des Urteils, die an
vornehmtuende Ignoranz grenzt und einem Vertreter akademischer
Wissenschaft ganz besonders schlecht ansteht. Daß gerade Du Prel
es war, dör schon lange vor der Erfindung der drahtlosen Telegraphie
auf ihre Möglichkeit und die Analogie dieses naturwissen-
schaftlichenVorganges mit der Telepathie hingewiesen hat, scheint
dem Herrn Rezensenten gleichfalls unbekannt geblieben zu sein.
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