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334 Psychische Studien. XXXVJLIL Jahrg. 6. Heft. (Juni 1911.)
trauriger Beigabe eines Stumpfes. Auch hat mein Nachbar
zur Linken dasselbe gesehen , die Hypothese der Illusion
ist also für mich unannehmbar!
Aber auch die Hand und der Arm des Mediums kann
es nicht gewesen sein. Das Medium ist eine robuste und
volle Frau. Arm und Hand waren aber außerordentlich
mager (wohl infolge der Leiden der letzten Tage, welche die
arme E .... in das Grab gebracht hatten). Trotz des
wiederholten Beweises, den mir die gütige Besucherin gegeben
hatte, mich von ihrer Identität zu überzeugen, bat
ich sie um eine endgiltige Probe, nicht weil ich zweifelte,
sondern um einen unwiderlegbaren Beweis gegen die Ungläubigen
zu haben, um mit innigster Uberzeugung versichern
zu können, daß »die Toten wiederkommen!*
Ich stellte die Bitte in englischer Sprache, der Muttersprache
von E . . .die übrigen Teilnehmer verstanden sie
nicht und konnten so auf die Erfüllung meines Wunsches
keinen Einfluß üben und konnten auch meine Bitte nicht
erraten. Ich sagte in gleichgiltigem Tone: „Wenn du
wirklich der Geist E . . . . bist, so bitte ich dich, ziehe
mich mit Daumen und Zeigefinger deiner inkarnierten Hand
an meinem rechten Ohrläppchen. Ich wurde nicht
sogleich erhört und, wenn es gewesen wäre, wer weiß ob
ich nicht das im Zustand der Aufregung und Bewegung
erfahrene Zeichen später für eine Halluzination gehalten
hätte. Als mir die Ruhe wieder vollständig zurückgekehrt
war und ich überzeugt war, daß das sich manifestierende
Wesen nicht die betrauerte Verstorbene sein konnte, da
dieselbe augenblicklich meinen Wunsch erfüllt hätte, — da
kommt die zarte Hand wieder, streichelt mir Wange und
Kinn; sie hält einen Augenblick bei meinen Lippen und
ich drücke einen Kuß auf dieselbe, und dann nimmt sie
rasch und mit fühlbarer Absicht mein rechtes Ohrläppchen
mit Daumen und Zeigefinger und drückt es
zart, wie verlangt! Angesichts eines solchen Phänomens
ist jeder Kommentar überflüssig. Ich will nur bemerken
, daß im Geiste der Verstorbenen augenscheinlich
der heiße Wunsch lag, mich zu überzeugen, daß sie an
meine Seite zurückgekehrt war, wenn auch nur für kurze
Zeit; sie wollte offenbar aus meinem Geiste den Skeptizismus
entfernen und mir den geringsten Zweifel an ihre
Identität nehmen." Und Prof. Achille Tanfani war, wie die
Schriftleitung von „Luee e Ombra" eingangs bemerkte,
unter den Skeptikern!*)
*) Das wäre also auch unseres Ermessens, wenn alles stimmt,
ein wirklich überzeugender „Identitätsbeweis*. — Eed.
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