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Hübbe-Schleiden : Swedenborg'« Seherscbaft.
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um die Bezahlung des Silberservices gemahnt, welches ihr
Gemahl bei ihm hatte machen lassen. Die Witwe war
zwar überzeugt, daß ihr verstorbener Gemahl viel zu genau
und ordentlich gewesen war, als daß er diese Schuld nicht
sollte bezahlt hfben; allein ke konnte keine Quittung nach-
weisen. Jn dieser Bekümmernis, und weil der Wert ansehnlich
war, bat sie den Herrn von Swedenborg zu
sich. Nach einigen Entschuldigungen trug sie ihm vor,
daß, wenn er die außerordentliche Gabe hätte, wie alle
Menschen sagten, mit den abgeschiedenen Seelen zu reden,
er die Gütigkeit haben möchte, bei ihrem Manne Erkundigungen
einzuziehen, wie es mit der Forderung wegen des
Silberservices stände. Swedenborg war gar nicht schwierig,
ihr in diesem Ersuchen zu willfahren. Drei Tage danach
hatte die gedachte Dame eine Gesellschaft bei sich zum
Kaffee. Herr von Swedenborg kam hin und gab ihr
mit seiner kaltblütigen Art Nachricht, daß er ihren Mann
gesprochen habe. Die Schuld wäre sieben Monate vor
seinem Tode bezahlt worden, und die Quittung sei in einem
Schranke, der sich im oberen Zimmer befände. Die Dame
erwiderte, daß dieser Schrank ganz ausgeräumt sei und
man unter allen Papieren diese Quittung nicht gefunden
hätte. Swedenborg sagte, ihr Gemahl habe ihm beschrieben
, daß, wenn man-,an der linken Seite eine Schublade
herauszöge, ein Brett zum Vorschein käme, welches weggeschoben
werden müßte, da sich dann eine verborgene
Schublade finden würde, worin seine geheim gehaltene
holländische Korrespondenz verwahrt wäre und auch die
Quittung anzutreffen sei. —
Ganz genau freilich ist derVerlauf dieser Begebenheiten
Kant nicht berichtet worden, und die Einzelheiten
dieses Falles lassen sich jetzt nicht mehr sicher feststellen,
Es liegen aber hierüber so viele Aussagen von urteilsfähigen
Zeugen vor, daß jedenfalls kein Zweifel über die Bedeutung
des Geschehnisses berechtigt ist. Außer Swedenborg
selbst, dessen Wahrhaftigkeit unbestritten ist, bestätigen
den Vorgang der damalige Direktor der schwedischen
Bank, Carl Robsahm, ferner die Akademiker Anton,
Joseph Pernety und S amuel Sandel*), sowie andere
Zeitgenossen **).
*) Sandel hielt nach Swedenborg's Tode die Gedächtnisrede
auf ihn in der Akademie der Wissenschaften zu Stockholm,
deren Mitglied Swedenborg gewesen war.
**) Das meiste Material hierüber, sowie über die Persönlichkeit
Swedenborg's überhaupt, findet sich bei J. F. J. Tafel: „Sammlung
von Urkunden betreffend Emanuel Swedenborg",
3. Bändchen, Tübingen 1839- 1842, so I, S. 81 ff. und III, S. 23 - 26.
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