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342 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1911.)
Auch der zweite Gatte der vormaligen Frau von
Marteville, der dänische General von Eiben, hat in
einem Antwortschreiben auf eine Anfrage deswegen im Namen
seiner Frau deren Darstellung des Falles mitgeteilt.*)
Darin wird angegeben, der verstorbene de Marteville sei
zunächst bei Swedenborg gewesen, sei dann aber auch
noch seiner Frau im Traume erschienen und habe dieser
den Fundort der Quittung angegeben. **) Am anderen
Tage sei ungeruf en Swedenborg zu dieser Frau gekommen
und habe ihr diese posthume Betätigung ihres verstorbenen
Gemahls bestätigt. Die Quittung habe sich am angegebenen
Orte vorgefunden.
In allen Berichten über diesen Fall wird die Auffindung
der verlegten Quittung nicht auf ein Hellsehen zurückgeführt
, sondern auf die Mitwirkung des verstorbenen
Herrn de Marteville.
Die Königin Louise Ulrike.
Von Swedenborg wird ferner sein Verkehr mit
vielen anderen Verstorbenen berichtet. Unter diesen waren
längst verstorbene Personen.***) Einer dieser Fälle aber,
bei dem es sich um einen kürzlich erst Verstorbenen handelt
, und der durch die damals lebende beteiligte Persönlichkeit
bestätigt worden ist, mag hier noch kurz erwähnt
sein. Auch diese Tatsache berichtet Kant;f) und sie ist
außerdem auch vielfach authentisch bezeugt worden.
Die beteiligte dritte Persönlichkeit ist außerdem in
diesem Falle eine sehr bedeutsame. Es war die Königin
Louise Ulrike von Schweden, die Schwester
Friedriche des Großen; diese wollte Swedenborg^
Hellseher-Gabe auf die Probe stellen. Sie fragte ihn, ob
*) Dieses Schreiben ist vom 11. April 1775 datiert. Abgedruckt
ward es zuerst im „Journal von und für Deutschland", Jahrg. 1790,
Bd. I, S. 55. - Danach ist es vielfach wiedergegeben worden, u. a.
auch in Tafel's „Sammlung der Urkunden n\" 1842, III, S. 24—26.
**) Solche Fälle sind im Verlaufe der Kultur-Geschichte vielfach
berichtet worden. Den ganz gleichen Fall erzählt Augustinus:
„De cura pro mortuisu, cap. 11.
***) Swedenborg's Verkehr mit längst Verstorbenen wie
Virgil, Luther, Calvin und Melanchton war unkontrollierbar.
Daher hätte es für Swedenborg die Täuschung von schematisierten
Träumen seiner wachen Einbildungskraft gewesen sein
können, falls er nicht selbst imstande gewesen wäre, die subjektiven
und die objektiven Quellen seiner Visionen zu unterscheiden.
Andererseits ist aber eine telepathische Beeinflussung durch die
Betreffenden sehr wohl möglich gewesen.
f) Bei Kehrbach in den „Träumen k.w S. 46 und ausführlicher
in dem Schreiben an Frl. v. Kn ob loch, S. 70—72.
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