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Hübbe-Schleiden: Swedenborg'« SeherHchaft. 343
er ihr eine bestimmte Auskunft von ihrem vor kurzem in der
Sehlacht verstorbenen Bruder, dem Prinzen von Preußen,
geben könne. Es soll sich dabei um den intimen Inhalt
eines letzten Briefes gehandelt haben, von dem außer ihr
und dem verstorbenen Prinzen kein Mensch Kenntnis
hatte haben können, überdies lag für die Königin viel
daran, daß die Sache geheim blieb, weil zwischen Schweden
und Preußen Kriegszustand war und solche Korrespondenz
ihr als Vertrauensbruch angerechnet werden konnte. Swedenborg
ließ sich darauf ein. Als er nun kurz darauf
wieder zu Hofe gebeten war, soll er der Königin auf
deren Anfrage, ob er ihren Auftrag ausgerichtet habe,
mit ihr allein in eine Pensternische zur Seite tretend, die
genaue Auskunft gegeben haben. Dies bestätigte die
Königin selbst. Zwar sagte sie (als Kind ihres materialistischen
Zeitalters), daß sie nicht glauben könne, daß er
mit dem Verstorbenen eine Unterredung gehabt haben
könne; aber sie könne „nicht begreifen, wie er gewußt habe,
was Niemand hätte wissen können".*)
Der Brand von Stockholm.
Unter den sehr vielen anderen Beweisen, die uns von
den zuverlässigsten und urteilsfähigsten Zeugen überliefert
worden sind, ist der am öftesten genannte und am weitesten
bekannte wohl der seiner hellsehenden Wahrnehmung des
Brandes von Stockholm am 19. Juli 1759, während
Swedenborg in Gothenburg war, fast 400 Kilometer weit
entfernt von Stockholm. Kant berichtet über diese Tatsache
folgendermaßen:
„Die folgende Begebenheit scheint mir unter allem die
größte Beweiskraft zu haben und benimmt wirklich allem
erdenklichen Zweifel die Ausflucht . . . Herr von Swedenborg
stieg am Sonnabend um 4 Uhr nachmittags, aus
England ankommend, zu Gothenburg ans Land. Herr
William Castel bat ihn zu sich und zugleich eine
Gesellschaft von 15 Personen. Des Abends um 6 Uhr
war Herr von Swedenborg hinausgegangen und kam
entfärbt und bestürzt in das Gesellschaftszimmer zurück.
Er sagte, es sei eben jetzt ein gefährlicher Brand in Stockholm
am Südermalm (Gothenburg liegt von Stockholm über
50 Meilen weit ab), und das Feuer griffe sehr um sich.
*) Die Nachweise der sehr vielen glaubwürdigen Zeugen für
die Begebenheit finden sich wieder in Tafel's „Sammlung von
Urkunden betreffend Swedenborg", Band I, 1839, S. 35, 82,
101—106, 113, 128; Band III, 1842, S. 25-28; auch bei Tafel:
„Swedenborg und der Aberglaube", Tübingen 1&56, S. 124—136,
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