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344 Psychische Studien. XXXVIII Jahrg. 6. Heft. (Juni 1911.)
Er war unruhig und ging oft hinaus. Er sagte, daß das
Haus eines seiner Freunde, den er nannte, schon in der
Asche läge und sein eigenes Haus in Gefahr sei. Um
8 Uhr, nachdem er wieder hinausgegangen war, sagte er
freudig: „Gottlob, der Brand ist gelöscht, die dritte Türe
vor meinem Hause!* Diese Nachricht brachte die ganze
Stadt und besonders die Gesellschaft in starke Bewegung;
und man gab noch denselben Abend dem Gouverneur
davon Nachricht. Sonntag, des Morgens, ward Swedenborg
zum Gouverneur gerufen. Dieser befrüg ihn um die
Sache. Swedenborg beschrieb den Brand genau, wie
er angefangen, wie er aufgehört hätte und die Zeit seiner
Dauer. Desselben Tages lief die Nachricht durch die ganze
Stadt, wo es nun, weil der Gouverneur darauf geachtet hatte,
eine noch stärkere Bewegung verursachte, da viele wegen
ihrer Freunde oder wTegen ihrer Güter in Besorgnis waren.
Am Montag Abend kam eine Estafette, die von der Kaufmannschaft
in Stockholm während des Brandes abgeschickt
war, in Gothenburg an. In den Briefen ward der Brand
ganz auf die erzählte Art beschrieben. Dienstag Morgen
kam ein königlicher Bote an den Gouverneur mit dem
Berichte von dem Brande, vom Verluste, den er verursacht,
nnd den Häusern, die er betroffen habe, an, nicht im
mindesten von der Nachricht verschieden, die Swedenborg
zur selben Zeit gegeben hatte, denn der Brand war um
8 Uhr gelöscht worden. —
Was kann man wider die Glaubwürdigkeit dieser Begebenheit
anführen? Der Freund, der mir dieses schreibt,
hat alles das nicht allein in Stockholm, sondern vor
ungefähr zwei Monaten in Gothenburg selbst untersucht,,
wo er die ansehnlichsten Häuser sehr wohl kennt, und wo
er sich von einer ganzen Stadt, in der seit der kurzen
Zeit (1759—1763), doch die meisten Augenzeugen noch
leben, hat vollständig belehren können. — Mittlerweile machte
ich Bekanntschaft mit einem feinen Manne, einem Engländer,
der sich verwichenen Sommer (1762) hier aufhielt, weichem
ich, kraft der Freundschaft, die wir zusammen aufgerichtet
hatten, auftrug, bei seiner Reise nach Stockholm genauere
Kundschaft wegen der Wundergabe des Herrn von Swedenborg
einzuziehen. Laut seinem ersten Berichte verhielt
es sich mit der erwähnten Historie nach der Aussage
der angesehensten Leute in Stockholm genau so, wie ich
es Ihnen erzählt habe. Er hatte damals den Herrn von
Swedenborg nicht gesprochen, hoffte aber, ihn zu
sprechen, wiewohl es ihm schwer ankam, sich zu überreden,
daß dasjenige alles richtig sein sollte, was die vernünftigsten
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