Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 349
(PDF, 210 MB)
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Noack: Über altä^yptinchen Totenkult.

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im -westlichen Gebirge als ein von seinem Herrn Geehrter
und von seinem Herrn Geliebter... Er wandle auf den schönen
Wegen, auf denen die Ehrwürdigen (d. s. die seligen Toten)
wandeln/ Und diese Vorstellung, daß der Tote jenseits
der Tür weile, fand einen sehr realistischen Ausdruck auch
darin, daß häufig hinter der Opferkammer noch ein kleines
Gelaß ausgespart war, — wieder mit einem arabischen
Worte „Serdab" genannt —, in dem die Statue des Toten
stand. In unserer Mastaba war eine Mehrzahl solcher Gelasse
an einem eigenen Gange angelegt. Es fällt ein besonderes
Licht auf die entsagungsvolle Arbeit der ägyptischen
Bildhauer, wenn man bedenkt, daß die kostbarsten
Portratstatuen für den für alle Zeiten abgeschlossenen und
ewig unzugänglichen Serdab bestimmt waren, den höchstens
ein schmaler Spalt mit der Opferkammer verband.

Aber es war nicht eigentlich der Verstorbene selbst,
dem alle diese Herrichtungen galten. Der verstorbene
Mensch lag, vor dem Vergehen geschützt, als sorgfältig
konservierte, mit Leinenbinden festumwickelte Mumie tief
tief unten in der Sargkammer. Aber nach ägyptischem Glauben
gab es ein Abbild des Menschen, das von der
Geburt an als die eigentliche belebende Kraft
mit seinem Leib verbunden war, den sogenannten
Ka. Mit diesem Ka geht der Mensch
durch's Leben. Nadh dem Tode bleibt der Ka,
von ihm gelöst, als sein unvergänglicher, gespensterhafter
, aber in seiner Erscheinung
dem Menschen völlig gleicher Doppelgänger
zurück. Und man glaubte nun, dem menschlichen Leben
die Fortdauer über den Tod hinaus zu sichern, wenn man
diesem Ka des Verstorbenen mit allen Mitteln und Zauberformeln
eine Fortführung des irdischen Lebens mit seinen
Freuden und Genüssen ermöglichte. Darum sucht man
den Ka möglichst an das irdische Grabmal zu fesseln. Darum
gibt man ihm in der Statue im Serdab einen zweiten,
dauerhaften Körper, daß er darin einkehre, darum sorgt
man vor allem anderen für sein materielles Wohlergehen
durch Speise und Trank.

Vor der Scheintür legen die Hinterbliebenen auf einer
Matte die Opfergaben nieder und rufen, nach Westen, der
Tür zugewendet: „Steh' auf und empfange dieses dein Brot
von mir." Der Glaube war, daß auf diesen Anruf hin der
Ka von Westen herbeikomme, die Gebete, die vor der
Scheintür gesprochen wurden, anzuhören und die Speisen
zu genießen, — also ganz so, wie man ihn auf dem kleinen
Fensterrelief über der Scheintür erblickt.


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