Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 358
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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358 Psychische Studien. XXXVIIL Jahrg. 6. Heft. (Juni 1911.)

Sehen wir also, was uns Kleinpeter zu sagen hat.
Zunächst betont er mit Recht die psychische, seelische oder
geistige Natur aller uns gegebenen Tatsachen (S. 18).
Alles, was ich erfahre, so bemerkt er, ist immer nur ein
Teil oder Inhalt meines eigenen Bewußtseins. Was nicht
Inhalt meines Bewußtseins ist, ist mir nicht gegeben und
kann mir garnicht gegeben sein: es liegt jenseits der
Grenzen meiner Erfahrung (S. 18) .*) Mein Leben beschränkt
sich auf den Umkreis meines Bewußtseins (S. 43). Was
über diesen hinaus liegt, ist mir unzugänglich, ist meiner
Erfahrung auf immer entrückt (S. 7; 39). Das widerspricht
freilich der gewöhnlichen Ansicht. Denn nach dieser gibt
es zwei verschiedene Arten von Tatsachen und somit auch
zwei Arten von Erfahrungen: nämlich physische und psychische
Tatsachen, äußere und innere Erfahrungen (S. 19).
Uber die Beschaffenheit der sogenannten inneren Erfahrung
herrscht heute, abgesehen von einigen rückständigen Materialisten
, wohl im allgemeinen Ubereinstimmung: unser
Fühlen, Empfinden, Denken und Wollen erscheint uns ohne
weiteres als Bestandteil unseres Bewußtseins, also als seelische
Tatsache (S. 19). Anders dagegen bei der äußeren
Erfahrung. Da glaubt der gemeine Mann Dinge und Vorgänge
außerhalb seiner selbst unmittelbar als solche wahrzunehmen
: „fremde Dinge* oder „Körper44, die in einem
äußeren Raum unabhängig von seinem Bewußtsein an sich
da sein, gewisse „Eigenschaften* haben und irgendwie auf
ihn selbst „einwirken* sollen (S. 20; 40). Aber dieser
Glaube ist unhaltbar (S. 145). Was ich wahrnehme, sind
immer nur meine eigenen Empfindungen und Vorstellungen
(S. 22). Und der vermeintliche, außer mir daseiende Körper
eines anderen Menschen ist in Wahrheit nur eine
Summe von Gesichts- und Tastempfindungen in mir selbst
(S. 21; 14): also eine räumlich geordnete Gruppe von Bewußtseinsinhalten
(S. 24). Von einem Körper als einem
mir fremden Gegenstande ist mir nichts gegeben (S. 21).
Alles, was mir überhaupt zugänglich ist, stellt sich mir in
der Form von seelischen Erlebnissen dar (S. 39). Meine
ganze äußere und innere Erfahrung ist nur ein seelischer
Vorgang (S. 18): eine Reihe von Bewußtseinsinhalten, die
mir als solche unmittelbar gegeben und unzweifelhaft gewiß
, aber auch nur mir bewußt sind (S. 14; 36). Der
ganze Inhalt unserer Erfahrung ist also subjektiver,

*) Im Text steht hier „meiner Erkenntnis"; aber ich habe dafür
den vorsichtigen Ausdruck „Erfahrung" gesetzt, den Kleinpeter
anderwärts (8. 7; 39) selbst braucht.


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