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370 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1911.)
Wir sind am Schluß! Bücher, wie jene von Dr. Abott,
Dr. Thomson, J. Hudson und anderen, welche die sogenannten
spiritistischen Phänomene (und insbesondere die
Materialisationen) durch Betrug und Halluzination oder
Telepathie zu erklären versuchen, werden die Uberzeugung
des intelligenteren Vertreters der Geisterhypothese, der
solche Phänomene selbst beobachtet hat und daher auch
die Erfahrungen anderer, welche diese Ansicht nicht bloß
aus spiritistischen S^ancen mit professionellen Medien gewonnen
haben, gebührend zu würdigen vermag, kaum erschüttern
können; denn Schriftsteller, wie die soeben
erwähnten, lassen regelmäßig die eklatanten Fälle oder
ausschlaggebenden Beweise unberührt.
Im Verhalten der rein destruktiven Kritik liegt viel,
was einen unwiderstehlich an das Treiben von balgenden
Schuljungen erinnert, welche sich kühn auf die kleinen
Knaben, denen sie sich gewachsen fühlen, losstürzen, den
größeren und stärkeren aber, die sie, wie sie wissen, nicht
ungestraft herausfordern dürfen, scheu aus dem Wege gehen.
Noch einmal Gedankenübertragung.
Nach meinen nunmehr auch in den „Psych. Studien"
abgedruckten Darlegungen über die Experimente des Gedankenlesers
Andre je ist es wohl nicht mehr so schwer,
zu verstehen, wie ich es meine, wenn ich sage, es sei für
den Gedankenleser leichter, komplizierte Aufgaben zu lösen
als einfache. Nur noch ein paar Worte. Wenn ich dem
Mann sage, er soll die Zahl erraten, an die ich jetzt intensiv
denke, so ist das eine ganz einfache Aufgabe. Aber sie
ist eine der schwersten. Trage ich dem Mann dagegen
auf, eine Reihe komplizierter Handlungen auszuführen,
so muß ich ihm fast jede einzelne Bewegung übertragen.
Dabei gebe ich ihm unbewußt eine große Anzahl von Anhaltspunkten
, die der Perzipient — oft ebenfalls ganz unbewußt
— aufnimmt und berücksichtigt. Diese Art der
durch die Sinne vermittelten Übertragung — es ist nicht
einmal ein körperlicher Kontakt zwischen Agent und Perzipient
dabei nötig — ist doch bekannt genug. Je komplizierter
also die Aufgabe, um so mehr „Hilfen", — das ist
doch klar. Warum stellten Bellini und Andrej £ die
Bedingung, die Aufgaben dürften keine Handlungen enthalten
, die am Körper des Agenten oder des Perzipienten
vorzunehmen wären? Dr. Bormann kann sich das nicht
erklären. Nun, weil da nämlich keine „Hilfen" — um
diesen Pfungstischen Terminus beizubehalten — möglich
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