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374 Tsycbisehe Studien. XXXVIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1911.)
ideomotorisehe Hilfen einem anderen den Inhalt seiner
ganzen Bibliothek eintrichtert; denn je mehr und je
mannigfaltiger, desto leichter!"*)
Noch ein Gedankenleser.
Von Lisa Hart mann (Magdeb-irg).
Angeregt durch die eingehenden Besprechungen über
Bellings Vorstellungen im Aprilheft der „Psych. Studien"
möchte ich mir erlauben, ein eigenes früheres Erlebnis
mitzuteilen.
Vor etwa 4 Jahren gab ein Russe, namens Marco Terz,
in Magdeburg eine Vorstellung im „Gedankenlesen*. Er
selbst sprach nur sehr wenig Deutsch, hatte aber einen
Geschäftsführer, der die meisten Erklärungen übernahm.
Letzterer Herr hielt auch einen Vortrag, der den ersten
Teil des Abends ausfüllte. Er sprach zunächst über Hyp-
notismus, erklärte, was Hypnose ist, wie hypnotische Beeinflussungen
entstehen, sprach dann über Autosuggestionen
und kündigte an, daß Herr Marco Terz im zweiten Teile
zeigen würde, wie er sich durch Selbsthypnose fähig
machen könnte, Gedanken andrer Personen, die sich ans
dem Publikum melden sollten, zu erraten und zur Ausführung
zu bringen.
Es wurde dann auch über Spiritismus gesprochen und
dabei betont, daß viele der einschlägigen Erscheinungen
auf Betrug zurückzuführen wären. Inf dritten Teil wüfde
Herr Marco Terz selbst solche Phänomene hervorbringen
und erklären.
Xun begannen die Experimente. Der Gedankenleser
wurde aus dem Saal geführt, begleitet von einem Herrn
aus dem Publikum.
Die Zurückbleibenden wurden aufgefordert, sich an
den Experimenten zu beteiligen. Es meldeten sich 10 Herren
und ich. Wir nahmen an einem Tische auf der Bühne
Platz. Dort lagen kleine Bogen Sehreibpapier und Bleistifte
, und wir wurden aufgefordert, Befehle für den Gedankenleser
aufzuschreiben, das Papier zusammenzufalten
und aufzubewahren. Es wurde gebeten, Herrn M. T. nicht
zum Biertrinken zu veranlassen, ferner keine Gegenstände
an der Person des Herrn zu wählen,
auch keine an derPerson des Auftraggeben den.
*) Herr Dr. A. Dessauer teilt mir nachträglich mit, dal] „probis-
tisch* nichts als ein Druckfehler war für „snobistisch" (d. i. geckenhaft
). Vgl. Aprilheft, S. 249, Fußnote. B.
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