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Kurze Notizen.
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b) W. Crookes über die neuen Elemente. Laut
„Tägl. Rundschau" vom 22. XII. 10 sprach der berühmte
♦englische Physiker und Chemiker jüngst im „ Autorenklub"
in London über dieses aktuelle Thema. Er führte aus, daß
die strahlende Materie und das Radium selbst die neue Wissenschaft
von der Radioaktivität geboren haben. Die Zahl der
zu dieser Gruppe gehörigen Elemente ist in dauernder Zunahme
begriffen. Bis jetzt kennt man ungefähr 20, aber
es werden noch mehr hinzukommen Eines derselben, das
seit lange bekannte Uranium, hat, wie man jetzt berechnen
gelernt hat, eine Lebensdauer von Hunderten von Jahr-
niülionen, andere von Jahrtausenden, eins aber nur eine
solche von Sekunden. Noch vor wenigen Jahren hätte man
große Augen gemacht, wenn jemand von der „Lebensdauer
der Elemente" gesprochen hätte, deren Name besagt, daß
sie als unveränderlich und in diesem Sinne ewig galten, im
Widerspruch zu dem Satz Heraklit's: „Alles fließt !" Der
Nachweis, d$ß diese mutmaßliche Ausnahme von dem Gesetz
nicht besteht, ist also ein Sieg über tausendjährige
naturkundliche Irrtümer. Crookes drückte dies so aus:
„Der Schlüssel zu allem ist die Tatsache, daß nichts dauernd
ist, außer dem Wechsel. Und wirklich wird man sagen
dürfen, daß überall da wo ein Ding, bezw. ein Bewegungszustand
unveränderlich erscheint, seine Veränderlichkeit
vom Menschen eben nur noch nicht entdeckt wurde. So
ist es ja auch mit der Länge des Erden tags ergangen, der
so lange als unveränderlich galt, bis in neuester Zeit auch
dieser Glaube erschüttert wurde." Geradezu umwälzend ist
Crookes' Ausspruch, die Physiker seien jetzt zu der Anschauung
gelangt, daß es ein solches Ding wie eine
„Materie" überhaupt nicht eebe und daß die verschiedenen
Formen des Stoffs nichts anderes seien als
Schichten von positiver und negativer Elektrizität
.
c) Die Wunder des Kompasses. Für uns
ist der Kompaß etwas so Gewohntes, daß wir ganz vergessen
, weich wunderbares Ding er ist und wie wenig wir
eigentlich von ihm wissen. Der größte Gelehrte der Gegenwart
weiß im Grunde nur, wie und warum der Kompaß
arbeitet, kaum mehr als der erste Mann, der ihn „im
Nebel und Dunkel früherer Zeiten" benutzte. Wir haben
wohl erkannt, daß eine stählerne, auf einem Stift freibewegliche
Nadel sich immer nach einer gewissen Eichtung
wendet; warum sie das tut, ist aber nicht bestimmt bekannt
, obwohl man darüber schon viele gelehrte und geistreiche
Theorien aufgestellt hat. An einzelnen Punkten der
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