http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0406
402 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1911.)
zweige unabsehbaren Schaden zu; man schreckt damit
seriöse Forscher von der Untersuchung ab, da sie ihre Zeit
besser ausfüllen können, als mit der Aufdeckung hysterischer
und taschenspielerischer Schwindeleien. Wie ich bereits in
meiner 1898 erschienenen Arbeit „Zur Methodik bei mediu-
mistischen Untersuchungen tt hervorhob, sind bei Erforschung
metapsychischer Phänomene folgende Grundsätze zu beherzigen
: Strengste Selbstkritik, rücksichtslose
Bloßstellung schwindelnder Medien, absoluteste
Ehrlichkeit, Genauigkeit und Objektivi-
tät bei Feststellung der reinen Tatsachen,
weise Mäßigung und Zurückhaltung bei der
philosophischen und theoretischen Bearbeitung
dieses Gebietes und andererseits schonungslose
Bekämpfung des Aberglaubens und
des üppig wuchernden Dilettantismus.
Swedenborg's Seherschaft.
Von Dr. Hübbe-Schleiden (Göttingeu).
(Schluß von Seite 345.)
Der Brief an Charlotte von Knobloch.
Es ist hier der Ort, zunächst ein Wort über das
Datum von K a n t' s Schreiben an Charlotte von
Knobloch zu sagen, in dem er zuerst unter dem frischen
Eindrucke der von ihm eingezogenen Nachrichten über
Swedenborg^ Seherschaft berichtet hat. Das Datum
war unzweifelhaft im Original-Briefe undeutlich geschrieben;
es konnte 1758, 1763 oder 1768 sein. Durch die Umstände
aber hat sich dieses Datum sicher als 1763 feststellen lassen,
was hauptsächlich Kuno Fischer (Geschichte der
neueren Philosophie, 1860, III, 225; 1869, III, 239) zu verdanken
ist. Das Nähere gibt auch Kehrbach 5n der
Eeclam-Ausgabe an. Die berichteten Begebenheiten haben
erst von 1759 bis 1761 stattgefunden. Daher kann der
Brief darüber nicht 1758 geschrieben sein. Frl. von
Knobloch aber verheiratete sich im folgenden Jahre
1764 mit dem Hauptmann von Klingsporn. Daher
kann der Brief an sie nicht 1768, noch an sie als an Frl.
von K n o b 1 o c h gerichtet worden sein, überdies sagt
Kant in diesem Briefe, daß man ihm später S w e d e n -
borg's Bücher schicken werde In seinen „Träumen
eines Geisterseher^ zc", die 1766 erschienen sind, bespricht
aber Kant diese Schriften schon. Der Brief muß also
jedenfalls im Jahre 1763 geschrieben sein.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0406