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Peter: Th. Flournoy's „Esprits et MeMiums". 419
II. Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Th. Flournoy's „Esprits et Mediums".
Von Josef Peter, Oberst a. D. (München).
I.
Der auf dem Gebiete der okkultistischen Forschung
berühmte Genfer Univ.-Prof. Th. Flournoy hat ein
außerordentlich interessantes und inhaltsreiches Buch geschrieben
, das jüngst unter obigem Titel in einem stattlichen
Bande (551 Oktavseiten) in Genf und Paris erschienen
ist. Das Werk bringt, wie der Autor selbst sagt, nicht
„wesentlich Neues", aber es enthält eine solche Summe von
auf reicher Erfahrung und gründlichem Wissen beruhenden
Belehrungen und Anschauungen über das dunkle Reich
des Okkultismus und seiner Phänomene, daß es geradezu
als „Star" erscheint in der hochanschwellenden Flut der
okkultistischen Literatur. Mr. Flournoy ist in seiner Vorrede
viel zu bescheiden, um sein Buch zu empfehlen; uns
aber scheint die Schrift *eines Gelehrten von unschätzbarem
Wert, der den Mut besitzt, frei von halsstarrigem Skeptizismus
und unbeirrt von der Meinung der offiziellen
Wissenschaft, dem Okkultismus ohne Vorurteil ins Gesicht
zu sehen, die Realität der spiritistischen und mediumisti-
schen Phänomenologie anzuerkennen und der modernen
Wissenschaft, den Positivisten, ihr Unrecht vorzuhalten, daß
sie unter dem Vorwande, alles sei doch nur Illusion und
Schwindel, eine Erforschung der sogenannten metapsychischen
oder supranormalen Phänomene so lange versäumt
und dieses Studium den Spiritisten, Theosophen, Magiern
und Okkultisten aller Art überlassen haben.
Flournoy's Buch zerfällt in zwei Teile: der erste Teil
enthält das Ergebnis einer Umfrage („Enquöte") unter den
Genfer Spiritisten über Medien und die Phänomene der
Mediumität. Ich komme noch darauf zurück. Der zweite
Teil des Werkes gibt eine Reihe von Aufsätzen und
Bruchstücken aus solchen, die aus Flournoy's Feder teils
in Zeitschriften erschienen sind, teils noch nicht veröffentlicht
wurden. Sie waren bestimmt für ein großes Werk
über Psychologie und Spiritismus, das Mr. Flournoy geplant
hatte. Dieser zweite Teil bildet eine reiche Fundgrube
für den gebildeten Okkultisten. Es ist von hohem
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