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420 Ps> einsehe Studien. XXXVIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1911.)
Interesse, die Ansieht eines so erfahrenen Forschers, wie
Mr. Flournoy es ist, über die einschneidendsten Fragen
unseres Studiums zu hören. Ich erwähne nur beispielsweise
das Kapitel über F. W. H. Myers und die „ sublimi-
nale Psychologie*, über Truggeister, über die
Wuuder der Inkubation, über Kryptomnesie (das
subliminale Gedächtnis), über prophetische Träume,
über die Eusapianischen Phänomene, über Theosophie
etc.
Die Vorrede klärt uns über den allgemeinen Standpunkt
auf, welchen der gelehrte Forscher zum Okkultismus
überhaupt einnimmt. Prof. Flournoy begrüßt es, daß die
„offiziellen Gelehrten" einsehen lernen, daß hier ein der
Forschung würdiges Feld vorliegt, auf dem unerwartete
Aufklärungen über das Rätsel unseres Wesens und über
das Spiel unserer Fähigkeiten gefunden werden können.
„Der Tag," sagt Flournoy, „an dem die subliminale und
supranormale Psychologie Myers' und seiner Schüler einerseits
, und die unterbewußte und anormale Psychologie
Freud's und seiner Schule andererseits, statt sich gegenseitig
vollständig zu ignorieren, dazu gelangen, sich einander
zu nähern, um sich gegenseitig zu berichtigen und
zu vervollständigen, dieser Tag wird ein großer Schritt
vorwärts sein in der Erkenntnis unserer Natur.tt
Prof. Flournoy hält Spiritismus für einen
Irrtum und glaubt, daß es eine schwere Täuschung ist,
wenn man den Geistern der Toten, den „Desinkarnierten*,
die merkwürdigen Phänomene zuschreibt, welche wir den
Medien verdanken. „Die meisten dieser Phänomene,* sagt
der Autor, „erklären sich leicht und restlos durch die mit
Medien und ihrer Umgebung verbundenen Erscheinungen
und Vorgänge. Der Zustand der Passivität oder das „sich
Gehenlassen*, das Aufgeben der normalen Persönlichkeit,
die Erschlaffung der Willenskontrolle über die Muskelbewegungen
und Gedankenverknüpfung, — die ganze eigenartige
psycho - physiologische Disposition, in weicher das
Medium sich dem Wunsche und der Erwartung hingibt,
mit den Abgeschiedenen zu verkehren, begünstigt bei ihm
geistige Zersetzung (Dissoziation) und eine Art kindlichen
Rückschritts, eines Rückfalles an eine niedere Phase der
psychischen Entwickelung. In dieser beschäftigt sich seine
kindliche Einbildung ganz 'natürlich damit, den Desinkar-
nierten zu spielen, der ihm einfällt, und es benützt zur
Durchführung dieser Rollen die Quellen des Unterbewußtseins
(verborgene Erinnerungen etc.). Man könnte dies die
schauspielerische oder szenische Theorie der
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