Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 435
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kaindl: Gefährliche Gesellschaftsspiele. 435

finden, wenn man die Vortrefflichkeit ihrer Seele, die
Schönheit ihrer sichtbaren Erscheinung nicht gebührend
anerkennt, als wenn man an der Wandelbarkeit ihres
Astralkörpers zu zweifeln wagt. Dies allein ist „Crimen
laesae Majestatis". Unter der Einwirkung der Hypnose
nämlich löst sich der Astralkörper vom Menschen und trägt
seine Seele weit fort, nach vorwärts und rückwärts durch
Raum und Zeit. Uberzeugte Anhänger der schwarzen
Magie behaupten sogar, daß es Tänzerinnen gebe, die nur
unter der Einwirkung der Hypnose zu tanzen, und
Sängerinnen, die nur im Trance zu singen verstehen. Ungläubige
freilich werden dieser Wunder niemals teilhaftig,
aber sie tun gut daran, es sich nicht merken zu lassen.
Denn manch ein vorwitziger Nörgler verscherzte sich die
Gunst schöner Frauen für lange Zeit, nur weil er fand,
daß sich die Damen vom Ballett besser auf ihre Kunst
verstünden, als die Damen im Trance, und weil er nicht
begreifen wollte, warum man eigentlich den Umweg über
die Hypnose wähle, um schlecht zu tanzen und schlecht zu
singen.

Man hat auch gewiß keinen Grund, besonders stolz
auf seine Ungläubigkeit zu sein. Es gibt wohl noch immer
mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als unsere Schulweisheit
sich träumt, ipid bekanntlich haben sich gerade
die bedeutendsten Männer zuweilen von wunderbaren Erscheinungen
leiten und beeinflussen lassen, ganz so, wie
heutigentags die kapriziösen Modedamen. Der Spötter
Heinrich Heine führt in den hüpfenden Vierzeilern seines
Wintermärchens „Deutschland" den Hexensabbat berühmter
Gespenster vorüber. An den Dämon des Sokrates erinnert
er, an den roten Mann, den Napoleon vor jedem wichtigen
Ereignis erblickte, und an den „Spiritus f amiliaris", der einst
den göttlichen Paganini begleitete, „manchmal als Hund,
manchmal in Gestalt des seligen Georg Harrys * . . . .
Wohl jeder, der ganz aufrichtig gegen sich selber ist,
findet in einem verborgenen Eckchen seiner Seele irgend
einen törichten Aberglauben, der ihm lieb ist wie eine alte
Erinnerung aus der Kinderzeit. Für jeden gibt es Glücksund
Unglückstage; einmal wacht man aus frohen Träumen
auf, die Welt erscheint voller .Reichtum, man fühlt Mut zu
jeglichem Beginnen, alle Arbeit gestaltet sich leicht und
einfach wie ein Spiel, das Leben erschließt seine tausend
Köstlichkeiten; ein andermal schreckt man unruhig empor,
vor uns ein grauer Morgen, bleischwer die Glieder und
eine Kette häßlicher Verdrießlichkeiten stürmt auf uns ein.
Der eine vermeint auf weite Entfernung hinweg fremde


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