Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 436
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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436 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1911.)

Gedanken erraten zu können, der andere glaubt, es sei ihm
möglich, im Theater durch seineu angespannten Willen abgewandte
Blicke herbeizulenken, und keine noch so vorurteilslose
Hausfrau würde es wagen, dreizehn Tischgenossen
um eine Tafel zu versammeln. Niemand weiß
eigentlich, warum diese harmlose Zahl so argen Schrecken
einflößt, und gerade darum meidet man sie. Denn um so
gespenstiger ist jede Furcht, je weniger sie zu greifen und
zu fassen scheint, um so hartnäckiger ein Vorurteil, das
keinen vernünftigen Grund für sein Bestehen geltend
machen kann. Die Zahl dreizehn ist anrüchig, wie vormals
manche Gewerbe es waren, sie darf sich um keinen Preis
in der guten Gesellschaft blicken lassen. Der Klatsch jeder
Großstadt weiß die Namen von Leuten zu nennen, deren
Karriere damit begann, daß sie irgendwo bei einer Soiree
als Vierzehnter aushalfen. Viele Theater in Paris haben
keine Loge, die mit der Unglückszahl bezeichnet wäre,
man scheut sich, sie über die Torfahrt eines Hauses zu
schreiben. Viele spotten des einen Aberglaubens und geben
sich doch einem anderen gefangen, viele kämpfen gegen
ihren Aberglauben, leugnen ihn und werden doch von ihm
heimlich in Unruhe versetzt oder verstimmt, ob sie sich
auch selbst über die wahre Ursache hinwegtäuschen. Und
vielen ist auch der Aberglaube nur ein Gesellschaftsspiel
wie der Spiritismus, sie berühmen sich seiner, sammeln
seine vielfältigen Absonderlichkeiten, wie andere Marken
sammeln. Noch nicht gar lange ist es her, da galt der
Skeptizismus für das Feinste. Nun muß man sich nach
einem hübschen Aberglauben umsehen, will man elegant
erscheinen. Doch vielleicht stehen sich Aberglauben und
Skeptizismus näher, als es zuerst den Anschein haben mag.
Früher nämlich zweifelte man an allem, was sich nicht
logisch beweisen ließ, jetzt zweifelt man an den Gesetzen
der reinen Vernunft. Das Unbewiesene kommt wieder zu
Ehren.

Aai Ende bedeuten die modernen Gesellschaftsspiele,
der Aberglauben, der Hypnotismus, der Spiritismus und
Okkultismus, die das brave Pfänderauslösen und Rätselraten
von ehedem verdrängt haben, keireswegs eine Nachahmung
des wirklichen Lebens, wie zum Beispiel die Spiele der
Kinder, die Brückenbau, Eisenbahn und Flugschiff sich zu
eigen machen. Je ernster die Erwachsenen ihre Spiele
nehmen, je feierlicher, geheimnisvoller sie deren Zeremoniell
gestalten, um so mehr tut sich in ihnen eine Abkehr
von der Wissenschaft, eine Flucht aus dem
grellen Tageslicht in das Halbdunkel u n -


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