Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 437
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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Kaindl: Gefährliche Gesellschaftsspiele.

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erforschter Erscheinungen kund. — Dies wurde
ganz besonders an jenem Abend in der ,Urania* klar, der
einen so bedauerlichen Abschluß fand. Wer den Hypnotiseur
beobachtete, während er seinen Vortrag hielt, mochte
nichts Dämonisches an ihm erkennen. Ein freundlicher,
blonder Herr steht hinter dem Lesepult, mit vollen Wangen
, einem blonden Schnurrbärtchen über den gepolsterten
Lippen und lustigen, gutmütigen Augen hinter den runden
Gläsern. Man kann sich unschwer eine Studentenmütze
auf seinen Kopf und ein buntes Band quer über seine
weiße Hemdbrust denken. Mit behaglicher Ruhe breitet
er seine Worte vor sich aus. Es ist, als ob er jeden Satz
wie ein Blatt Papier glattstreichen wollte, ehe er einen
neuen darüberlegt. Und dann beginnt er seine Experimente
. Man ist überzeugt, daß ihm auch nicht eines gelingen
könne. Männer mit finsteren, entschlossenen Mienen
sitzen auf dem Podium, und während der Hypnotiseur
prüfend an ihnen vorüberschreitet, meint man, er werde sich
schließlich noch dem überlegenen Willen seiner Medien
unterwerfen müssen und selbst der Hypnose anheimfallen,
statt zu hypnotisieren. Aber dann mit einem Male, man
weiß nicht recht warum, bekommt er eine Dame um die
andere, einen Herrn um den anderen in seine Gewalt, ganz
ohne Anstrengung, ohn$ daß sein freundliches, verbindliches
Lächeln von den Lippen verschwindet. „Schlafen
Sie/ sagt er bescheiden; es ist eher eine Bitte, als ein Befehl
, und man gewinnt den Eindruck, daß ihm seine Medien
nur deshalb zu Willen sind, weil er sie so höflich darum
ersucht. Das wird doch ein wenig unheimlich. Nun begibt
sich doch der Hypnotiseur ins Publikum und fordert,
wie ein siegreicher Ringer, jeden, der sich die nötige Kraft
zutraue, auf, ihm Widerstand zu leisten. Aber kein Widerstand
scheint zu helfen, und man merkt deutlich, wie das
Prestige des Hypnotiseurs wächst. Die sich vordem gefeit
und sicher fühlten, fürchten nun, seiner Kunst zu verfallen
, und was eben noch das Experiment eines Arztes
war, wird jetzt hohe Magie. Die Menge verlangt nach
einem Wunder, darum sieht sie das Wunder, während die
Kühlen und Nüchternen unbeteiligt abseits stehen. Und
die an Zauberei glauben wollen, sehen in dem freundlichen,
blonden Herrn einen Zauberer, trotzdem das nette, liebenswürdige
Lächeln noch immer an seinen Lippen haftet wie
vordem. Und wie sich dann die Polizei anschickt, die
weiteren Versuche zu untersagen, stellt das Publikum sich
feindlich wider die Obrigkeit, nimmt den Hypnotiseur in
Schutz gleich einem Führer. Schüchterne Menschen, die


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