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Kurze Notizen. 447
bekannt als Fernseher. War etwas Besonderes vorgekommen
, so holte man sich bei ihm Rat, welcher immer bereitwillig
und unentgeltlich gegeben wurde; doch freute er
sich, wenn man ihm etwas Kaffeebrot mitbrachte. Von
nah und fern kamen die Leute zu ihm. Ein kleiner, untersetzter
, schmutziger Mann, mit blinzelfiden Augen, saß er
in seiner warmen Stube immer mit der Pelzmütze auf dem
Kopfe, die Tabakspfeife an den Lippen und ein Primchen
im Munde. Sobald jemand hereintrat, stellte er die Kaffeekanne
ans Feuer, und die Gäste wurden mit Kaffee traktiert
, der für den Alten vielleicht ein notwendiges Reizmittel
war. —Yor längeren Jahren hatte Frl. Ninni Forsten
in Iisalmi einen antiken goldenen Uhrschlüssel verloren.
Da er trotz aller Bemühungen nicht aufzufinden war und
einen Affektionswert für sie hatte, riet man ihr im Pfarrhause
von Kiuruvesi, wo sie zu Besuch war, zu einem Besuche
bei dem Alten von Pieninmäki. Obwohl Frl. Forsten
nicht an Fernsehen glaubte, folgte sie dem Rate und fuhr
an einem klaren Wintertage, über Land und Eis, in Begleitung
einer Freundin zu dem Seher in der Einöde. Sie
wurden freundlich empfangen und mit Kaffee traktiert.
Dabei brachten sie ihr Anliegen vor: ob der Alte sagen
könnte, wo sich eine von Frl. F. verlorene „Sache" befinde
, die sie nicht näher*bezeichnete, weil sie annahm, der
Alte könne unmöglich wissen, wo der Uhrschlüssel zu
finden wäre. Der Alte saß eine Weile, die Pfeife im
Munde, auf seiner Bank, wiegte sich hin und her und hielt
die Hand vor den Augen. Dann fing er langsam an Dr.
Forstend Haus in Iisalmi zu beschreiben, wie man hinein
könne, wie in den Zimmern die Möbel stünden, wie u. a.
in dem einen Zimmer, mit Fenstern nach Süden und Westen,
sich zwei große Schränke befänden. Den einen beschrieb
er mit großer Genauigkeit und vollkommen richtig, zur
großen Verwunderung von Frl. F., die von Anfang an sehr
skeptisch gewesen war. Weiter beschrieb er die Einrichtung
dieses Schränkest er habe zwei Abteilungen, die eine
mit Haken versehen, die andere mit Regalen; unten befinde
sich ein Fach, nicht zum Ausziehen, sondern durch
einen Deckel verschlossen, der mit einem hölzernen Knopfe
aufzuheben ginge. Dann sagte er, immer die Hand vor
den Augen: „In dem Fache liegen eine Menge alte Briefe,
mit Segelgarn zu mehreren Paketen zusammengebunden;
wenn man sie wegnimmt, glänzt hinten etwas von Gold,
was in eine Ritze gefallen ist: da findet sich, was Sie verloren
haben." Als Frl. F. fragte, wie er das wissen könnte,,
antwortete er nur: „Se kuvastaa* (Das bildet sich ab; von
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