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4t8 Psychische Studien. XXXVIIL Jahrg. 7. Heft. (Juli 1911.)
„kuvaK, das Bild). Mit großer Spannung eilten die Be-
sueherinnen nach Hause zurück. In lisalmi ging Frl. F.
sofort, ohne ihren Mantel abzulegen, nach dem beschriebenen
Zimmer, hob den Deckel mit dem hölzernen Knopf
auf, nahm die Briefpakete heraus und fand wirklich, ganz
hinten in einer Ritze ihr entgegenschimmernd, den Uhrschlüssel
! — Es mag noch bemerkt werden, daß bei derselben
Gelegenheit der Alte der Begleiterin von Frl.
Forsten sagte, ihr Bruder habe sich verlobt, während sie
mit Sicherheit zu wissen glaubte, dies sei nicht der Fall.
Beim Nachhausekommen aber fand sie einen Brief vor,
worin die Verlobung mitgeteilt wurde, die während ihrer
Abwesenheit in Kiuruvesi stattgefunden hatte. — Der Alte
ist nun schon mehrere Jahre tot. (Beglaubigt, H eisingfors,
10. Okt. 1907 von Ninni Forsten und von Th. Beyrath,
Schulvorsteherin, — welche die soeben erwähnte Mitteilung
von der Verlobung ihres Bruders erhalten hatte.) — Die
richtige Abschrift bescheinigt Arvid Grotenfeld, Professor,
Vorsitzender der .Gesellschaft für psychische Forschung"
in Helsingfors. Wernekke.
d) Robert Schumann als Spiritist. Die eigenartigen
psychologischen Phänomene, die der Geistesumnachtung
des berühmten Komponisten Schumann voraufgingen
und die mit den spiritistischen Neigungen des
Tondichters in engstem Zusammenhang stehen, machte unlängst
Enrico Morselli zum Gegenstand einer interessanten
Studie. Während seines Aufenthaltes in Prag
1839 schreibt Schumann an seine Braut Klara: „Ich muß
Dir von einer Vorahnung erzählen, die mich vom 24. zum
25. März befiel, während ich mit einer neuen Komposition
beschäftigt war. Es war da eine Passage, die mich quälte:
irgend jemand schien mir aus tiefster Seele zuzurufen:
Adieu! Während ich komponierte, sah ich schreckliche
Dinge, Totenbahren und verzerrte Gesichter; als ich fertig
war, dachte ich über den Titel nach, und mir kam kein
anderer als: „Leichenphantasie". Ist das nicht merkwürdig ?
Ich war so erschüttert, daß mir die Tränen in die Augen
kamen.* Am folgenden Tage erhielt der Komponist die
Nachricht von dem Tode seines Bruders. Morselli sieht in
den seltsamen Vorstellungen Schümann^ bei der Schöpfung
der „Leichenphantasie" einen Fall von Telepathie; die dunklen
Bilder und die Vorstellung von Totenbahren sind in
diesem Zusammenhange von ausgesprochen telepathischer
Färbung. Dazu kommt, daß Schumann ein glühender
Spiritist war; er selbst erzählt, daß die Klopfexperimente
mit einem Tische ihm den Ehythmus für die zwei ersten
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