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450 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1911.)
die Lappen des Innenleders aneinander gehalten werden.
Der Rücken ist zerfetzt, der Stock in mehrere Teile gebrochen
. Alle diese Reliquien wurden von einem Offizier
der Witwe des Ministers überreicht/ Eine immerhin merkwürdige
Ahnung kommenden Unheils!
f) Politische Prophezeiungen. Lange vor dem
Krieg gegen Osterreich im Jahre 1866 schrieb Bismarck
an Kaiser Wilhelm L, wie er geträumt habe, mit seinem
Pferde eine steile Felswand hinaufgeritten zu sein. Es
gab für ihn plötzlich kein Zurück oder Vorwärts mehr.
Die Gefahr war grausig. Da habe er mit mächtig erregtem
, gottvertrauendem Herzen mit der Reitgerte an die
Felswand geschlagen: die Felsen zerteilten sich plötzlich,
Bismarck sah siegreiche preußische Truppen mit klingendem
Spiel und die böhmischen Schlachtfelder. — Zu allen
Zeiten hat es Seher gegeben, die in visionärem Zustande
später geschehene Dinge oft mit frappanter Genauigkeit
voraussagten. Ein solcher Seher war der wenig geschulte,
einfache Elbfischer Hering in Königstein (Sachsen).
Nach ganz genauen Mitteilungen seines Beichtvaters hat
dieser Mann viele Jahre voraus kriegerische und politische
Ereignisse prophezeit, welche damals kein Mensch glauben
konnte, die aber dann glänzend in Erfüllung gingen. —
Der badische Seher Johann Adam Müller machte auf
Grund seiner Gesichte ohne Geld und jegliche Hilfe die
weite Reise nach Memel, um dem König Friedrich Wilhelm
III. zum voraus Napoleon's Sturz und die Tatsache
zu verkünden, daß Preußen wieder mächtiger werde wie
Frankreich. Damals wurde dieser Mann als Narr verhöhnt.
Aber diese streng kontrollierte Prophezeiung ging mit allen
Details samt den angegebenen Zeitpunkten glänzend in Erfüllung
. Auf alle Einwendungen und Verhöhnungen gab
Adam Müller nur die stereotype Antwort: „Der Geist
hat es gesagt, und der Geist kann nicht lügen."
g) Ein hypnotisches Phänomen. — InKuma-
moto lebt — wie die „Annales des Sciences Psyehiques*
mitteilen — die 25jährige Kizu Mifune, die von dem
berühmten Psychologen Prof. Fugasai von der Universität
zu Tokio „Japans größter Schatz* genannt worden ist.
Ihr jetzt verstorbener Schwager beschäftigte sich viel mit
hypnotischen Experimenten, und Kizu Mifune erklärte
eines Tages, daß sie von ihm hypnotisiert werden wolle.
Damals war gerade der russisch-japanische Krieg im besten
Gange, und die junge Kizu sollte im hypnotischen oder
magnetischen Schlaf sehen, was aus der Division von
Kumamoto, von der jede Nachricht fehlte, geworden wäre.
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