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Kornherr: Ein Rückblick auf die tierische Elektrizität. 469
wenig Glauben bei den Schulgelehrten, obwohl einige achtbare
, wissenschaftlich hervorragende Männer derselben Ansicht
waren.
Im Jahre 1820 entdeckte Oersted*) den Elektromagnetismus
. Er fand, daß beim Durchgang eines galvanischen
Stromes durch einen Draht, nahe einer Magnetnadel
, dieselbe abgelenkt wurde und zwar immer übereinstimmend
mit der Richtung des Stromes. Die astatische
Nadel und der Galvanometer verdanken dieser Entdeckung
ihre Erfindung, wie auch ein weiteres Ergebnis der ersteren
in späterer Zeit die Dynamomaschine mit der Erzeugung
von elektrischer Kraft und elektrischem Lichte ist.
Im Jahre 1845, 25 Jahre nach Oersted's großer Entdeckung
, machte der bekannte Freiherr v. R ei che nb ach
eine Reibe von Versuchen bezüglich des Einflusses von
Magneten etc. auf „Sensitive", das sind Menschen mit über
das gewöhnliche Maß erhöhtem Empfindungsvermögen infolge
eines äußerst sensitiven Nervensystems, oder solche
Menschen, welche durch Hypnose in einen abnormen Bewußtseinszustand
versetzt wurden. Die von ihm erzielten
Ergebnisse sind, obwohl sie von den Gelehrten seinerzeit
mit Gleichgültigkeit, ja selbst mit Geringschätzung betrachtet
wurden, im Lichte der neueren Forschung und
Wissenschaft betrachtet, so hervorragend, daß ich mich
versucht fühle, im Zusammenhange mit meinem Gegenstande
darauf hinzuweisen. Reichenbach beobachtete, daß
bei starken Magneten solche Sensitive flammen artige Erscheinungen
, welche von den Polen und den Seiten der
Magneten ausgingen, wahrnahmen, welches Phänomen auch
bei Krystallen eintrat; sie behaupteten aber auch, „feurige
Lichtbündel von den Fingerspitzen gesunder Menschen"
ausgehen zu sehen, welche jenen an den Magnetpolen und
Krystallpolen glichen. Ferner fand er auch, daß die in Magneten
, Krystallen und menschlichen Wesen vorhandene
Kraft auf andere Körper, z. B. auf Wasser, übertragen, ja
selbst einen langen Draht entlang geleitet werden könne,
was auch von den Sensitiven bestätigt wurde. Dieser
Kraft gab er bekanntlich den Namen „Od* oder „Odyl%**)
und schloß, daß ihre Darstellung beim Menschen — der
*) Hans Christ. Oersted, dänischer Naturforscher, geb.
1777, gest.. 1851 zu Kopenhagen. Seine Schriften erschienen in
deutscher Übersetzung 1850—»% 6 Bde. — ßed.
**) „Od" ist also das 1 autzeichen für ein alles in der gesamten
NMur mit unaufhaltsamer Kraft rasch durchdringendes und durchströmendes
Dynamid (s. Eeichenbach: ,Odisch-magnetische Briefe*,
S. 198, Ausgabe 1852). — Weiter ist noch Näheres über das Wort
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