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Huber: Die Psyche als Ursache chemischer Veränderungen. 475
in wenigen Stunden oder Tagen weiß werden kann, ist wohl
jedermann bekannt und ist die Anschauung Marden's, in
dessen Schriften wir mehr über dieses ganze Thema finden,
daß starke Gefühlserregungen die Bildung eines chemischen
Stoffes, in diesem Falle wohl von Schwefel, bewirkt, der
dann die Farbe des Fettes der Haare verändert, nicht uninteressant
.
Dr. Snow spricht in der Londoner Zeitschrift „Laneet"
als seine Überzeugung aus, daß die meisten Fälle von Krebs,
besonders Brust- und Gebärmutterkrebs, geistigen Zuständen,
und zwar fortgesetzter Sorge und Ängstlichkeit, ihren Ursprung
verdanken. Gelbsucht als Folge von Angst wird
berichtet von Dr, Churton im „British Medical Journal". Die
Leber wird besonders angegriffen bei gedanklichen Verstimmungen
; Gelbsucht tritt oft auf als Folge starker
geistiger Erschütterungen, besonders nach starken und lang
andauernden Zornausbrüchen, wie das ans Bismarcks Leben
mehr als einmal bekannt ist. Ebenso treten Gallenleiden
als Folge längerer Zustände von Mutlosigkeit und Angst
auf. Während besonders starker psychischer Depressionen
konnte man Zuckererscheinungen beobachten. Dr. Mur-
ehison sagt: „Ich war überrascht, wie viele unter denen, die
an Leberkrebs leiden, ihre Krankheit auf einen langen
Kummer zurückführe». Die Zahl war viel zu groß, um
noch an ein zufälliges Zusammentreffen glauben zu können."*)
Diese kleine Auswahl von Fällen dürfte genügen, um
zu zeigen, wie sehr seelische Eindrücke organisch wirken,
und wir können sonach auch die Ansicht Gates' teilen,
daß jeder Gedanke, der durch den Geist geht, im Gehirn
vermerkt wird durch eine Veränderung seiner Zellen, die
körperlicher Art ist und mehr oder weniger bleibend ist.
Da wir nun in den Vorstellungen der Angst, Furcht, der
Erregung diejenigen Gedanken erkannt haben, die uns schädlich
sind und unangenehme Folgen haben, werden wir
daraus den Schluß ziehen, daß nun aber auch jedes angenehme
Gefühl dagegen eine lebensfördernde Veränderung
in den Geweben des Körpers auslösen kann. Dem Wunsche
Gates' folgend, sollte sich jeder daran machen, seinen Geist
täglich eine Stunde zu beeinflussen, indem er angenehme
Erinnerungen und Vorstellungen in sich wach ruft. Er
.sollte Gefühle des Wohlwollens und der Anteilnahme an
sich erwecken und dies regelmäßig mit täglicher Zeitverlängerung
üben. Er würde erstaunt sein über die Veränderung
, die er nach einem Monat bereits an sich wahr-
*) Aus Marden: „Kraft, Gesundheit und Wohlstand.*
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