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496 Psych. Studien. XXXVJU. Jahrg. 8. Heft. (August 1911.)
Intelligenz gegenüber, welche noch unfähig im Erkennen
von Wahrheit und Hecht ist, durch das Wort einen falschen
Glauben einzupflanzen, d. h. die Mitmenschen über die
Wahrheit zu betrügen. Nach der Intelligenzstufe entwickelt
der Mensch einen durch Glauben bedingten Denkprozeß,
welcher ihn durch Höherentwickelung veredelt oder zum
Raubtier macht. Durch von der Wahrheit und dem Recht
abweichende Beeinflussung im Glauben entwickelt man bei
Menschen mit schwacher Willenskraft tierische Triebe oder
erzeugt Krankheit. Menschen von niederer Intelligenz sind
im Glauben (der Lebensphilosophie) über Recht und Wahrheit
immer abhängig von der höheren Intelligenz und setzen
ihr Vertrauen in die Rechtschaffenheit und Wahrheitsliebe
der Vertreter des Volkes zur Lösung der sozialen Frage,
deren vornehmste Aufgabe es ist, das Volk in der Rechtswissenschaft
und Gesundheitslehre, welche in der Erklärung
der Naturgesetze der Glaubens- oder Religionswissenschaft
fuß^n, zu unterrichten. Um aber Wahrheit und Hecht mit
Erfolg vertreten zu können, muß sich der Mensch vom
Egoismus befreien, nur dann vermag er dem Recht und der
Wahrheit durchs Wort Nachdruck zu verleihen Sieht sich
ein Mensch in dem den Volksführern und Rechtsvertretern
geschenkten Vertrauen der Wahrheits- und Gerechtigkeitsliebe
getäuscht, so kann er sich nur unter Erklärung den
Sachverhaltes an den Willen der Volksmassen wenden.
(Schluß folgt.)
III. Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Anzeigen Sterbender vor ihrem Tode.
Von Dr. Norbert Stern (München).
Man mag an der Sonderbarkeit mancher psychischen
Phänomene zweifeln, man mag ihnen die Kealität absprechen,
es kann dennoch nicht geleugnet werden, daß es noch ungezählte
Dinge, Wirkungen, Kräfte und Erscheinungsformen
gibt, die unserer Wissenschaft eine terra incognita bedeuten.
Verfasser selbst, ein Psychologe, wollte früher nie etwas
von okkulten Kräften wissen, er muß aber an Hand eigener
Erfahrungen und nach Berichten glaubwürdiger Personen
gestehen, daß die Wissenschaft, namentlich die empirische,
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