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Literaturbericht
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Probleme der Völkerpsychologie von Wilhelm Wundt. Leipzig,
E. Wiegand. 1911 (120 8. gr. 8°. Preis M. 2.80).
Vier Aufsätze, von denen drei nach früheren Veröffentlichungen
umgearbeitet sind, hat der Verf. hier vereinigt unter einem Gesamttitel
, der vielleicht nicht ganz zutreffend erseneint; man könnte
eher die von ihm selbst für den vierten gewählte Bezeichnung:
„Schutzschrift für die Völkerpsychologie" erwarten. Gehandelt wird
„über Ziele und Wege der Völkerpsychologie", den „Ursprung der
Sprache", den „Einzelnen und die Volksgemeinschaft", „pragmatische
und genetische Religionsphilosophie". In dem letzten Aufsätze
setzt sich Prof. Wundt mit dem besonders in Amerika durch
Prof. W. James und F. C. Schiller vertretenen „Pragmatismus" auseinander
; die übrigen dienen der Widerlegung von Herrn. Paul u. a.
neueren Philologen, welche die Sprache rein geschichtlich betrachten
wollen und der Erfindung und dem Vorbilde des Einzelnen einen zu
hohen Wert beilegen. Diesem Intellektualismus und Individualismus
gegenüber, der „unverkennbar einen Rückfall in die Anschauungen
der rationalistischen Aufklärung bedeutet", untersucht die
Völkerpsychologie den Einfluß der Allgemeinheit, indem ihr Sprache,
Mythus und Sitte „als unmittelbare Erzeugnisse des gesamten Volksgeistes
erscheinen, an denen der Wille des Einzelnen immer nur
unwesentlich ändern kann". Wernekke.
Die Telepathie, Telästhesie, Telenergie, Mentalsuggestion, magische Gedankenübertragung
usw. Von Robert Sigerus. Leipzig Max
Altmann. 1911 (168 S. 8°).
Im Septemberheft 1909 ist das Schriftchen: „Das Problem der
Telepathie m vorurteilsfreier Beleuchtung ' von E. Sigerus (Hermannstadt
) anerkennend erwähnt worden. Die vorliegende erweiterte
Behandlung desselben Gegenstandes in einer „gemeinverständlichen
Studie über Geschichte, Wesen, Auftreten, Erklärung und Wichtigkeit
der telepathischen Vorgänge" ist umfassender und dabei mit
gleicher Sorgfalt und Sachkenntnis ausgearbeitet. Der Erklärungsversuch
des Verf. geht dahin, daß die bei jeder geistigen Tätigkeit
im Gehirn m auftretenden spezifischen Erregungsprozesse besondare
Arten von Ätherschwingungen veranlassen; diese „können ihrerseits
vermöge ihrer eigentümlichen Feinheit oder Kleinheit, doch nur bei
einer gewissen Stärke lind unter sonstigen günstigen Bedingungen
im Gehirn anderer, in erforderlicher Weise beanlagter Personen
entsprechende Erregungen und damit die telepathischen Eindrücke
hervorrufen" (S. 132). Wernekke.
Precls de Physiologie." Von Dr. E n c a u s s e. Für den Gebrauch von
Magnetiseuren, Masseuren und Laien. Paris, Librairie du magneV
tisme, 1910. Leinwandband von 226 S., mit einem Bild des Verf.
und 54 Figuren. Preis 5 fres.
Der vorliegende Grundriß der Physiologie, wiewohl nicht frei
von Ungenauigkeiten und Schiefheiten, stellt ein durchaus originelles
Werk dar, aus dem der Laie wohl einen JSinbliek in die Art und
Weise gewinnen kann, in der sich die Lebensvorgänge des menschlichen
Organismus abspielen. Nach seinen Vorträgen in der „Eeole
inagne'tique" zu Paris, die er dort seit langen Jahren zu halten
pflegt, hat der Verf., als Okkultist unter dem Namen „Papus" allgemein
bekannt, dieses populäre Werk zusammengestellt, welches
dem großen Kreis seiner älteren und jüngeren Schüler gewiß sehr
willkommen sein wird. Freudenberg -Brüssel.
Die Welt der Träume. Von Havelock Ellis. Deutsche Originalausgabe
besorgt von Dr. Hans Kurella. 8°, 296 S. Würz-
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