http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0528
524 Psych. Studien. XXXVIIi. Jahrg. 9. Heft. (September 1911.
merksamkeit und geistigen Anstrengung fand man eine Zunahme
ihrer Aktivität, welche Tatsache durch vermehrte
Phosphoreszenz des Bariumplatincyanürschirmes einwandfrei
festgestellt wurde.
Blondlot hatte auch beobachtet, daß diese Strahlen
photographische Platten beeinflussen. Er fand, daß das
photographische Bild eines den JM - Strahlen ausgesetzt gewesenen
Bariumplatincyanürschirmes dunkler erschien gegenüber
dem eines den Strahlen nicht ausgesetzt gewesenen
Schirmes. Dies und die Tatsachen, daß die N-Strahlen die
Leuchtkraft einer schwachen Gasflamme und die Phosphoreszenz
eines phosphoreszierenden Körpers, wie Barium-
platincyanür etc., vermehren, deuten darauf hin, daß diesen
Strahlen ein Leuchten innewohnen müsse, das aber zu
schwach ist, unter gewöhnlichen Umständen wahrgenommen
zu werden. Eine andere interessante Beobachtung machte
noch Prof. Becquerel im Jahre 1905 bezüglich der N-
Strahlen, nämlich, daß Tiere unter dem Einfluß von
Chloroform aufhören, diese Strahlen abzugeben, daß aber
mit dem Aufhören der Wirkung des Anästhetikums die
Abgabe der Strahlen von neuem beginnt. Ebenso verhalten
sich Metalle, Kristalle und andere N-Strahlen abgebende
Substanzen, wenn sie in gleicher Weise behandelt werden.
Wie vor kurzem Dr. Paul Joire in den „Annais of
Psychical Science" (Juli 1906) mitteilte, ist er in der Lage,
darzutun, daß diese Kraft (N-Strahlen) nicht nur nachgewiesen
, sondern auch gemessen werden kann. Er hat
ferner den Beweis geliefert, daß sie auf andere Körper
übertragbar ist. Dies demonstrierte er mittels eines von
ihm selbst erfundenen Instrumentes — des Sthenometers.*)
Dieser besteht im wesentlichen aus einer horizontalen, in
360° eingeteilten Scheibe, in deren Mittelpunkte an einem
Glasfuß ein Stift befestigt ist, welcher eine leichte Nadel
oder einen Zeiger aus Stroh trägt. Ein Arm des Zeigers
ist kürzer als der andere und ist durch ein Gegengewicht
beschwert, um ihn im Gleichgewicht zu erhalten. Das
Ganze ist mit einer Glasglocke bedeckt. Nachdem jede
Möglichkeit eines Irrtums — wie die Annahme einer Einwirkung
der Wärme, des Lichtes, der Elektrizität und des
Schalles — durch spezielle Versuche ausgeschaltet worden
war, wurde gefunden, daß, wenn die ausgestreckten Finger
einer Hand in die Nähe einer der Seiten der Glasglocke
gebracht wurden, ohne diese jedoch zu berühren und mit
*) Näheres über diene Versuche mit dem 8theuometer findet
sich in den „Psych. Studien*, Jahrg. 1909, 8. 28, 75, 202, 263. Ko,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0528