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Frendenberg: Etwas über den Ursprung des Lebens. 529
wiesen uns in engem Arbeitsbund vereinigt die Entwicke-
lung aller Lebewesen aus einfachen und immer einfacheren
Gebilden nach.
Haeckel führte uns das Protozoon aus dem Meeresschlamm
vor, und die Geognosie zeigte uns das Eozoon im
kanadischen Urgestein. An dieser Grenze aber war der
exakten Wissenschaft ein Halt geboten. Ja, es machte in
der letzten Zeit sogar den Eindruck, als ob sich die Gelehrtenwelt
überhaupt wenig mehr mit der Ventilation der
Urzeugungsfrage beschäftigte. Man dachte vielmehr, indem
man die Frage nicht löste, sondern nur hinausschob, daran,
daß wohl die ersten, die Erde befruchtenden Keime dieser
von außen zugekommen seien. So die Theorie Lord Kel-
vin's, der annahm, daß mit den Meteoriten von anderen
Himmelskörpern keimfähige organische Gebilde in den
Bannkreis unseres Planeten geraten wären. Diese Hypothese
fand eine gewisse Stütze in der Entdeckung von
Dauersporen, welche eine ungeahnt große Resistenz gegen
hohe und tiefe Temperaturen und ähnliche schädigende
Einwirkungen besitzen, ohne ihre Keimkraft einzubüßen.
Auch als kosmischer Staub, durch die elektrische Strahlungskraft
der Sonne in den Bereich der die Erde umgebenden
magnetischen Felder gedrängt, konnten auf diese
Sporen aus dem freien Weltenraum gelangen, welche auf
ihr zur gegebenen Zeit Bedingungen vorfanden, die es
ihnen erlaubten, zu keimen und für unseren Globus zur
Quelle des Lebens zu werden. Hierüber habe ich vor
einigen Jahren ausführlich in der „Ubersinnlichen Welt*
berichtet. Einzelne Männer der Wissenschaft aber blieben
unablässig bemüht, die einmal aufgenommenen Fährten zu
verfolgen.
Den Beobachtungen des Krystallographen von Schroen
in Neapel wurde wepig Beachtung geschenkt. Mehr Aufsehen
erregten die Publikationen des Dr. Leduc von
Nantes, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, nachzuweisen,
daß die ersten lebendigen Zellen, die Prototypen, von
organisierten Schleimkügelchen ausgingen, die sich aus
Salzlösungen bildeten. So dachte man sich, die Traditionen
einesThales vonMilet wieder aufnehmend, das erste Leben aus
den salzigen Fluten hervorgegangen, welche als lauwarme
Gewässer die Vorläufer der urzeitlichen Ozeane bildeten.
Sehr wichtige Feststellungen im gleichen Sinne machte
Prof. A. L. Herrera während der Jahre 1887—1907,
worüber er vor einiger Zeit berichtete. Auch die Brüder
Albert und Alexander Mary beantworteten die Frage
nach der „generatio aequivoca* ganz positiv durch Angabe
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