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Peter: Tb. Flournoy's „Esprits et M&üuirw". 537
lehrte legt einen sehr strengen Maßstab an, um eine Beobachtung
als „einwandfrei* zu erklären, allein dies ist
nicht nur das gute Recht, sondern sogar die Pf licht des
wissenschaftlichen Forschers!
Prof. Flournoy macht den „Geistern" den Vorwurf,
daß, obwohl sie die Bedingungen, welche für uns überzeugend
wirken, ganz gut kennen, sie doch vermeiden, dieselben
einzuhalten. „Mit anderen Worten,* sagt Flournoy,
„es sind schlechte und schädliche Geister, welche ihr Vergnügen
daran finden, die unparteiische wissenschaftliche
Forschung zu verwirren, und die genau das tun, was das
Medium in den Verdacht des Betrugs und der Täuschung
bringen muß. Dies ist übrigens nicht das erste Mal; viele
andere Forscher haben sich über den schlechten Willen
der okkulten Mächte beklagt." Dies kann jeder, der
experimentiert hat, bebtätigen. Nur zu oft fragt man sich:
wenn die Geister dies Experiment vollbringen konnten,
warum nicht so, daß jeder Einwurf auf Verdacht usw.
a priori ausgeschlossen ist? Ja, wer das wüßte! Sicher
ist aber, daß, je größer der Skeptiker, besonders der nie
zufriedene und immer undankbare, ist, er desto schlechter
stets von den „Geistern" behandelt wird. Übrigens finde ich
schließlich die Rache begreiflich; denn die Geister müssen
doch zur Einsicht gekommen sein, daß kein Phänomen
imstande ist, das Vorurteil der offiziellen Wissenschaft zu
brechen, — wenigstens in unserer Zeit noch nicht. Die
Überzeugung, daß deren Erklärungen mit Halluzination,
Unterbewußtsein usw. nicht in allen Fällen zutreffen, daß
außer den ihr bekannten Kräften noch andere im Universum
tätig sind und Wesen existieren, welche sich nicht in
ihren Retorten und Apparaten untersuchen lassen, diese
Uberzeugung muß sich erst durch Generationen unserer
„Wissenschaftler" auf Grund fortgesetzter Erfahrung und
dank der unermüdlichen Pionierarbeit einzelner unter ihnen
Bahn brechen.
Um kein Mißverständnis einschleichen zu lassen, muß
ich beifügen, daß die „Wissenschaft", wenn sie wirklich
einmal von bösen „Geistern" spricht, darunter die bösen
Leidenschaften des Mediums versteht, welche oftmals die
Phänomene in zweifelhaftem Lichte erscheinen lassen. Es
ist kein Zweifel, daß dies in manchen Fällen zutrifft und
daß, wie Gibier, den Flournoy zitiert, ausführt, der Wunsch
des Mediums, die Teilnehmer in Staunen zu setzen, das
Vergnügen, zu täuschen, die Furcht vor Schmerzen u. dgl.
manches Medium zum Betrüge verleitet. Indes, es muß
immer wieder betont werden, es gibt auch ehrenwerte Me-
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