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550 Psych. Studien. XXXVIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1911.)
körper, ein im Allgemeinen runder und nur an den beiden
Polen abgeplatteter, in seinem Durchmesser und Umfange
genau meßbarer Körper ist, durch systematisch immer wieder
von neuem vorgenommene geographische Entdeckungsreisen
fast alle Einzelheiten über die Land- und Wasserbeschaffenheit
, der Erdrinde, damit aber zugleich allmählich
auch die ethnologische Beschaffenheit ihrer menschlichen
Bewohner und ihre Bewohnbarkeit durch Menschen und
Tiere (und Pflanzen) überhaupt hat feststellen können. Und
nicht minder hat der Geist der Menschen es verstanden,
im Laufe der Zeiten vollständig das Dunkel zu lichten, das
über den Ursprung uns früher ganz unverständlich gewesener
Naturerscheinungen auf unserer Erde geherrscht
hat. Heute wird kein „ Kulturmensch *, soweit dieser
Name auf ihn paßt, daran glauben, daß z. B. einen Wind,
einen Sturm, einen Regen, ein Gewitter oder eine Sturmflut
und ein Erdbeben, ebenso wie zu anderer Zeit schönes
Wetter und Sonnenschein, ein überirdisches Wesen, Gott,
in schlimmem Falle sogar ein böser Dämon, wie noch einzelne
geistig zurückgebliebene Völker und einzelne Menschen
es glauben, hervorrufen, sondern daß alle diese
Naturerscheinungen wie alle anderen, auch z. B. der Regenbogen
, das Nordlicht, das St. Elmsfeuer u. a. m. der bestimmte
Ausdruck des Waltens bestimmter Naturgesetze
sind, die auf unserer Erde vermöge unserer geistigen Kraft
speziell der Urteilskraft allmählich als solche erkannt worden
sind. Denn naturgesetzlich ist ein solcher Naturvorgang
zu nennen, der immer und immer wieder unter den gleichen
Bedingungen in gleicher Weise in die Erscheinung tritt,
wie dl Lierschied von Morgen und Abend an^edem'
Tage, wie der Unterschied der Jahreszeiten, der immer
wiederkehrt, wie das fast genaue astronomische Vorherbestimmen
des Eintritts aller Mondphasen, ja des Eintritts
einer Sonnen- oder Mondfinsternis und des Venusdurchgangs
vor der Sonne. Doch wir brauchen nicht zu anderen
Weltkörpern hinzuschweifen, auf unserem kleinen Erdkörper
finden wir heute fast täglich, ja stündlich den Ausdruck
des Wirkens von Naturkräften auf alle irdischen Gegenstände
und Körper, auch uns Menschen mit eingeschlossen
, welchen gesetzmäßigen Einfluß der Naturkräfte
auf uns und unsere ganze Umgebung wir natürlich früher
nicht erkannten. Vor allem hängen alle auf der Erde befindlichen
Gegenstände und Körper von der Einwirkung der
Schwerkraft ab; was schwerer ist als die über der Erde
befindliche Luft muß auf den Erdboden herabsinken oder
je nachdem in schwerstem Sturze aus der Luft und von
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