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560 Psych. Studien. XXXVIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1911.)
und göttlichen Eingebungen. Nach seiner Lehre hat die
Religion den Verkehr zwischen der vielgestaltigen Geisterund
Menschenwelt zu eröffnen und zu unterhalten. Die
christlichen Dogmen kritisiert Swedenborg scharf, insbesondere
die Dreieinigkeitslehre. Die Geister selbst haben
einst als Menschen, teils als gute, teils als böse existiert.
Der Swedenborgianismus hat gegenwärtig in England
6500, in Amerika 8000 Anhänger. Auch in Deutschland
wurde seinerzeit eine »Versammlung der Neuen
Kirche*, und zwar in Cannstatt (jetzt mit Stuttgart
vereinigt) gegründet. In Schweden soll die Zahl der
Swredenborgianer nur 500 betragen. Ihre Gesamtzahl auf
der ganzen Erde wird auf etwa 20000 Seelen geschätzt,
übrigens sind seine Schriften enorm verbreitet und in
70 Sprachen übersetzt, neuerdings sogar ins Japanische.
„Himmel und Hölle44, eins der Hauptwerke des seltsamen
Denkers, ist gar in indischen und arabischen Auflagen
vorhanden. Die „Swedenborg Society* in London hat sich
mit den amerikanischen Gesellschaften in Verbindung gesetzt
, um Swedenborg^ Handschriften gemeinsam in Lichtdruck
faksimiliert zu reproduzieren. Der „Society* steht
für diesen Zweck ein Fonds von einer Million Kronen zur
Verfügung.
b) Die Photographie des schwindenden
Lebens. Dr. Patrick (VC o n n e 11 hat im Barmherzigkeitshospital
von Chicago am vergangenen Donnerstag
eine seltsame Photographie gemacht. Dr. Connell betrieb
schon seit geraumer Zeit Experimentalstudien der den
menschlichen Körper umgebenden A usstrahlungen,
deren Vorhandensein , wie er behauptet, durch den Londoner
Arzt Dr. W. J. Kilner, mit dem er vor Jahren
zusammengearbeitet hatte, bewiesen worden sein soll. Dr.
Connell ist in amerikanischen ärztlichen Kreisen wegen
seiner Experimente mit den X-Strahlen bekannt und gilt
auf diesem Gebiete als eine Autorität. Wiederholt hat er
bereits ExperimentalVorträge gehalten, wo er auf Grund
von Demonstrationen die Sichtbarkeit der mit freiem
Auge wahrnehmbaren „ Seelenausstrahlung* bewiesen
haben soll. In diesen Fällen waren angeblich junge
Mädchen als Versuchsobjekte benutzt worden. Was nun
den Fall des Sterbenden anbelangt, so will der Arzt den
Mann durch einen besonderen, mit bestimmten chemischen
Mitteln getränkten durchsichtigen Schirm eine halbe Stunde
lang unausgesetzt beobachtet haben. Die Ausstrahlung sei
deutlich sichtbar gewesen. Der Todkranke befand sich im
fortschreitenden Prozeß des Sterbens. Plötzlich kündete
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