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Kornherr: Ein Rückblick auf die tierische Elektrizität. 581
Nervenkraft bei Verursachung einer Muskeltätigkeit und
2) bezüglich irgend einer Erklärung der physischen Ursachen
der nervösen Lichterscheinungen.
Die Physik lehrt uns, daß es Ätherwellen, elektromagnetische
Wellen genannt, gibt, welche, verglichen mit
den Wellen des Lichtes und der Elektrizität, von beträchtlicher
Länge sind, und daß, wenn ein galvanischer Strom
durch einen Konduktor geht und in einem magnetischen
Felde anfgespeichert wird, in ihm elektro-motorische Kraft
entwickelt wird, deren Ergebnis die Bewegung des Konduktors
ist, falls dieser sich ungehindert bewegen kann.
Nun wissen wir, daß Muskelgewebe die Fähigkeit besitzen
, galvanische Ströme zu erzeugen und daß, wie bei
den Zitteraalen und den Torpedofischen, dieses Gewebe
Elektrizität in großen Mengen anzusammeln vermag.
Könnte es nicht der Fall sein, daß unter ähnlichen Bedingungen
die Nervenzellen der Rindensubstanz imstande
sind, Wellen zu erzeugen, welche in den Eigenschaften den
elektro-magnetischen Wellen (N-Strahlen ?) ähnlich sind, die
während der Nerventätigkeit von den Nervenfibern zu
den Muskeln geleitet werden und hierbei, ein magnetisches
Feld bildend, die elektro-motorische Kraft verursachen,
welche durch die Muskelkontraktion offenbar wird?
Mit Bezug auf die letztere — die Natur der nervösen
Lichterscheinungen — möchte ich darauf hinweisen, daß
die Lichtabgabe von Nervengeweben eine Art Fluoreszenz
ist und daß Reichenbach wahrscheinlich Recht hatte, wenn
er sie mit den magnetischen Lichterscheinungen, wie das
Nordlicht verglich, welches, wie ich glaube, ebenfalls eine
Art Fluoreszenz darstellt. —
Bevor ich fortfahre, erachte ich es als angebracht,
durch einige Versuche klar zu machen, was unter Fluoreszenz
im gewöhnlichen Sinne des Wortes verstanden
wird, und dem Leser die Theorie ihrer Verursachung in
das Gedächtnis zurückzurufen. »Wird eine Chlorophylllösung
*) in einen dunklen Raum gebracht und wird sie
von einem weißen Lichtstrahl getroffen, so beginnen die
vom Strahle zuerst getroffenen Stellen der Lösung zu
leuchten und entsenden ein rotes Lichttt (Watson).
Dieses Experiment zeigt uns, daß die grünen Strahlen des
Chlorophylls durch den Einfluß von Sonnenstrahlen zurückverwandelt
werden in rote Strahlen, eine tatsächliche Umwandlung
von Strahlen von bedeutender Menge und ge-
*) Chlorophyll ist bekanntlich der grüne Farbstoff der
Pflanzen.
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