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582 l'sycb. Studien. XXXVIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1911.)
ringer Wellenlänge in solche von geringerer Menge und
größerer Wellenlänge. Hält man eine Chininlösung in einen
Sonnenstrahl, so wird man an selbem nach dessen Durchgang
durch die Lösung keinerlei Veränderung bemerken.
Beine Intensität erscheint in keiner Weise vermindert.
Eines jedoch kann beobachtet werden, nämlich, daß von der
Lösung ein bläuliches Licht ausgeht. Untersuchen wir nun
den Sonnenstrahl nach dessen Durchgang durch die Chininlösung
spektroskopisch, so finden wir, daß er die ultravioletten
Strahlen fast gänzlich verlor, d. h. das Chinin
hatte diese unsichtbaren, sehr reichlichen Strahlen von geringer
Wellenlänge in leuchtende, violette und blaue
Strahlen von geringerer Menge und größerer Wellenlänge
verwandelt. Hält man nun in einem dunklen Räume die
Chininlösung in den roten Teil eines Spektrums, so erscheint
sie rot, in den gelben gelb, in den grünen grün; sobald sie
aber in die blauen und violetten Teile gelangt, tritt eine
merkliche Veränderung ein, indem sie ein blaues Licht zu
zeigen beginnt wie beim vorhergehenden Versuche. Diese
Farbe nimmt gegen das violette Ende des Spektrums hin
zu und ist noch sichtbar, selbst wenn das Proberöhrchen
über das sichtbare Spektrum hinaus in den ultravioletten
Teil gehalten wird, mit anderen Worten, sie verstärkt das
blaue und violette Licht und verwandelt die ultravioletten
Strahlen in blaue und violette.
Dieses Phänomen von Absorption von Ätherstrahlen
von bestimmter Wellenlänge, ob leuchtend oder
andersartig, und Verwandlung derselben in leuchtende
Strahlen von größerer Wellenlänge und geringerer Menge
wird Fluoreszenz genannt. Es gibt außer Chinin noch
viele andere Körper, welche dies vermögen, so Paraffinöl,
Harz, Flußspat, Bariumplatincyanid etc. Das von diesen
Substanzen ausgestrahlte Licht ist nicht monochronisch,
sondern es enthält verschiedene Lichtfarben, deren Wellenlängen
jedoch immer größer sind, als die Wellenlängen der
Strahlen, welche die Fluoreszenz verursachen.
An Vorerwähntem haben wir Beispiele von Strahlen,
von welchen die einen innerhalb der Farbenskala liegen
und von außen her von den anderen, außerhalb dieser
liegenden, reichlicheren, ultravioletten Strahlen beeinflußt
werden. Nun möchte ich fragen, ob es möglich wäre, daß
Strahlen von so bedeutender Wellenlänge und so geringer
Menge, wie die innerhalb der Farbenskala befindlichen, beeinflußt
werden könnten von außerhalb dieser befindlichen
Strahlen von geringer Wellenlänge und großer Menge, wie
die ultravioletten oder X-Strahlen es sind, mit dem Ergeb-
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