Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 586
(PDF, 210 MB)
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586 Psych. Btudien. XXXVIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 191U

Von deutseben Hochschullehrern widmet ferner seit
Jahren der Berliner Psychologe Prof. Dr. M. Dessoir
den abnormen Zuständen der menschlichen Psyche ein reges
Interesse.*) Auf Grund eines umfangreichen hypnotischen
und psychopathologischen Beobachtungsraaterials kommt er
zu der Annahme, daß die menschliche Persönlichkeit keine
absolute Einheit, sondern eine Synthese verschiedener Bewußtseinssphären
sei. Die Gesamtheit der psychischen Erscheinungen
lasse sich restlos erklären, wenn man sich die
menschliche Persönlichkeit aus zwei mehr oder minder unabhängig
voneinander operierenden ßewußtseinshälften zusammengesetzt
denkt, die man bildlich als Ober- und
Unterbewußtsein bezeichnen könne. Ich will hier nicht
näher auf die Des so irische Theorie, die in der Hauptsache
auf P. Janet's Beobachtungen fußt, eingehen: sie
kann m. E. als bewiesen gelten. Jedenfalls erklärt sich daraus
zwanglos jegliche Art von psychischem Automatismus —,
so lautet die Faehbezeichnung für Handlungen, die unabhängig
vom Oberbewußtsein auf die Tätigkeit eines mit
Verstand, Empfindung und Willen begabten Unterbewußtseins
zurückzuführen sind. Hierher gehört vor allem d&b
bekannte Phänomen des automatischen Schreibens, das von
den Spiritisten als eine beliebte Kundgebungsmethode Verstorbener
hingestellt wird.

Die einschlägigen Untersuchungen der „Society for
Psychical Eeseareh" haben Dessoir's uneingeschränkte
Anerkennung. Sobald aber die genannte Gesellschaft, die
sich aus hervorragenden Gelehrten zusammensetzt, von Erscheinungen
berichtet, die ihm über die Betätigungsmöglichkeit
der menschlichen Psyche (sc. unserer Sinnesorgane)
hinauszugehen scheinen, — da macht er Halt. Die Tat-

aber von ihm selbst doch wohl nur als naheliegende Hypothesen
, bezw. als bloße Möglichkeiten hingestellt. So
s reng wir selbst in erster Linie an der Forderung exakter Erforschung
aller Einzelheiten festhalten, vvird doch andererseits wohl
mit Recht behauptet werden dürfen, daß mutige Vorkämpfer, wie
dieser geistreiche Franzose, im allgemeinen zum Furtsehritt der
Wisseusehaft und damit zum Wohl der Menschheit Giößeres und
Wertvolleres zu wirken pflegen als gelehrte, allzu skeptische Pedanten
. Für diese uosere Autfassung dürfte auch die warme Aufnahme
sprechen, welche die Übersetzungen von Flammarion's
Büchern in den weitesten Kreisen der Gebildeten auch in Deutschland
gefunden haben. — Red.

* ) Vgl Dessoir, „Das Doppel-Ich". 2. Aufl. Leipzig 1896.
— D e b s i r macht sich hier viele der J a n e t' sehen Beobachtungen
zunutze Dagegen berührt er mit keiner Silbe dessen erfolgreiche
Experimente mit Gedankenübertragung, mit Einsehläferung*-
versuchen auf größere Entfernung, usw.


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