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588 Psych. Studien. XXXVIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1911.
tik zog stets skeptische Kollegen zu seinen Experimenten
zu —) darauf geschriebenen Wörtern überreichte; das
Mädchen hatte nun die einzelnen Gegenstände der Reihe
nach zu bezeichnen und die aufgeschriebenen Wörter zu
nennen." Der Vater durfte dabei keinerlei Bewegung
machen und hatte stets absolutes Schweigen zu beobachten.
Die Kontrolle verteilte sich unter die anwesenden Ärzte.
Die Versuche wurden von Kotik vielfach modifiziert.
Sie wurden mit verschiedenen Medien angestellt und unter
mannigfacher Variierung der Bedingungen und Umstände.
Es fehlt mir der Raum, auf die einzelnen Phasen der
Experimente näher einzugehen, die nur in detaillierter
Schilderung überzeugend wirken können. Ich muß hier
auf das Buch selbst verweisen. Am interessantesten sind
wohl die Versuche, die zum Ziele hatten, zu eruieren, ob
der Gedanke in einen anderen Raum bei geschlossener
Türe übertragen werden könne (8. 33 ff.). Sie waren z. T.
von Erfolg begleitet, doch dauerte der Vorgang länger als
sonst. Wurde zwischen Agent und Perzipient vermittelst
eines Kupferdrahtes ein Kontakt hergestellt — selbstverständlich
in einer Weise, die die Möglichkeit der Übermittelung
irgendwelcher Signale ausschloß —, so erfuhr
hierdurch die Gedankenübertragung vom ersteren auf den
letzteren eine erhebliche Beschleunigung. Es wäre freilich
zu wünschen gewesen, daß Kotik diese Art von Versuchen
, die schon durch die Einfachheit der gegen Betrug
sichernden Vorkehrungen für sich sprechen, eingehender
gepflegt hätte.
Eines besonders wichtigen Punktes muß hier gedacht
werden. Kotik's Untersuchungen haben als etwas Neues
ergeben, daß bei der Gedankenübertragung nicht nur das
speziell dafür bestimmte Gedankenbild, auf das man seine
Aufmerksamkeit konzentriert, übertragen wird, sondern
nebenbei auch noch subliminale, d. h. unterbewußte Vorstellungen
— ein Faktor, der bisher noch nicht berücksichtigt
worden ist und den Wert früherer Statistiken und
Kritiken erheblich herabsetzt. Mancher negative Wunsch
würde vielleicht unter diesen Umständen als positiv erkannt
worden sein. Jedes Experiment wäre demnach
doppelt zu registrieren: 1 Ist das übertragen, was ich
übertragen wollte? (z. B. eine geometrische Figur). 2. Ist
irgend etwas nebenbei und ungewollt übertragen? (z. B.
nicht die betreffende Zeichnung, sondern etwa mein Fuß,
in dem ich, während ich als Agent fungierte, Schmerzen
hatte, und dessen Vorstellung, wenigstens dessen subliminale
Empfindung, ich nicht ausschalten konnte). Um so
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