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628 Psych. Studien. XXXVIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1911.)
fahren wäre. Trotz alledem sind in allerjüngster Zeit über
die Hellsehereigenseliaft Flöttum's ernste Zweifel laut geworden
, obgleich bei ihm allen Umständen nach an einen
Betrug nicht zu denken ist.
e) Ein merkwürdiger Fall von Schlafkrankheit
. In Cliamböry ereignete sich ein merkwürdiger
Fall von Dauerschlaf. Ein 25 jähriger Mann,
namens Piottet Herzer von der Paris - Mittelmeer - Bahn,
mietete am letzten Sonntag ein Zimmer und wurde seither
nicht mehr gesehen. Beunruhigt sah man nach ihm und
entdeckte, daß er stehend neben seinem Bette, den Kopf
zurückgebeugt, in todähnlichen Schlaf versunken war. Er-
weckungsversuche blieben erfolglos. Man legte den Schläfer
auf sein Lager, wo er weiterschlummert. Puls und Atmung
sind völlig normal. (»Tag" vom 3. August 1911.)
Literatur ber ich t.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Buchhandlung
von Oswald Matze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Monismus und Monotheismus. Vorträge und Abhandlungen zum
Kampfe um die monistische Weltanschauung. Von Georg
Wobbermin, Dr. theol. und phil. Verlag von J. C. B. Mohr,
Tübingen 1911. V u. 212 S. Geh. 3 M., geb. 4,20 M.
Von den sieben hier gesammelten Vorträgen und Aufsätzen
des bekannten Breslauer Theologen beschäftigen sich die ersten vier
mit Haeckel und dem Verhältnis zwischen Entwickelungslehre und
Christentum. Der fünfte behandelt die veisehiedenen neueren
Lehren übet das Wesen der Materie in ihrer Bedeutung für unsere
Gesamtansicht von der Welt. Und erst die beiden letzten gehen
etwas näher auf den Gegensatz zwischen Monismus und christlichem
Monotheismus ein. So entspricht der Inhalt des Buches nicht ganz
dem Titel, Au^h hat sich der Verfasser die Auseinandersetzung
mit den idealistischen Formen des Monismus doch wohl
etwas zu leicht gemacht. Namentlich bei Ed. v. Hartmann. Hier
kann man, nach etwa 150 Seiten über Haeckel, wirklich etwas mehr
verlangen als knapp sechs Seiten mit ein paar recht fragwürdigen,
zum Teil schon lange widerlegten Einwänden. Und wenn der
Glaube an den „persönlichen" Gott wirklich für die Keligion so unentbehrlich
und auch philosophisch so leicht zu rechtfertigen wäre,
wie Wobbermin anzunehmen scheint, dann hätten ihn doch wohl
nicht selbst Theologen wie Herder, Schleiermacher und Pfleiderer
preisgegeben. Immerhin bringt der Verfasser auch in diesen Abschnitten
manche erwägenswerte Gedanken vor. Und jedenfalls ist
sein UrteiJ über Haeckel ebenso gerecht und gut begründet, wie
seine Abwehr unberechtigter Ansprüche der Naturwissenschaft im
allgemeinen zutreffend ist, so daß sein Buch, trotz der angedeuteten
Mängel, um des vielen Guten willen, das es enhäit, auch weiteren
Kreisen empfohlen werden kann. W. v. Schnehen (Freiburg).
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