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634 Psych. Stud. XXXVIII. Jahr^. 11. Heft. (November 1911.)
Werk? Eine Frucht des Spiritualismus! Eine ungeheure
Sehlappe für die, welche sagen, daß der Spiritualisten Arbeit
unfruchtbar ist und daß unsere ganze Richtung der
Welt keine neuen Werte gibt! Und was schuf dieser
Dichter? Werte! Vieles! Aber ein Werk ist's, das alle
anderen Kinder seines Geistes überragt und überleben
wird: „Der Meister von Palmyra!"
Wer jemals dieses Drama der ReVnkarnation auf einer
großen Bühne an sich vorüberrauschen ließ, kann sich seiner
Gewalt nicht entziehen. Das große Leben ist da mit
scharfen sicheren Strichen und in verklärter Sprache gezeichnet
. Es ist zwar „Kaviar fürs Volk* — wohl auch
nicht „fürs Volk" geschrieben — für die niederen, vom
Elend gedrückten Kreise —, sondern für die geistigere,
feiner fühlende Welt.
Nicht ein Kapitel des Lebens zeichnete er, sondern
das Leben selbst! Den Wandel an sich.
Wir sehen die Zeiten vorüberrauschen — Verfall und
Werden — den ewigen Wandel. Und im Wandel um ihn
her steht einer, der in selber Form in Ewigkeit leben will;
ein Riese des Geistes, der dem Tode trotzt und die Warnung
des Greises, des Hüters des Lebens, in den Wind
schlägt: rLeben ohne Ende kann Reue werden ohne Ende!"
Er erhält das ewige Leben in selber Form; um ihn her
herrscht der Wandel. Staaten wandeln sich, Religionen
und Meinungen. Er wandelt sich nicht und steht mit
eiserner Stirn und leidet! Der Herr des Todes, Pausanias,
führt ihm in immer neuen Gestalten eine Seele zu, die sich
dem Schicksal fügt, bis er sich selbst den Gesetzen fügt
und des Lebens in einer Form überdrüssig wird. Dann
erlöst sie ihn, die sich für ihn opferte.
Und wer je im Bann dieser Dichtung stand, wird sie
nicht vergessen, die eine der schönsten Edelsteine der Weltliteratur
ist und besonders unseren Kreisen wertvoll sein
muß, da sie gerade unsere Ideen in erhabener Form verkörpert
, und deshalb ist Adolf Wilbrandt es wohl wert,
daß seiner auch in diesen Blättern gedacht wird.
Erinnerungen aus meiner Pastoralzeit.
Von Dr. Joh. Clericus.
Den Lesern der „Psych. Studien* möchte ich hier keine
allgemeine Schilderung der Erlebnisse eines jungen Seelsorgers
bieten, sondern ich will nur aus meinen Erfahrungen
einfn kurzen Ausschnitt geben, den man unter der Rubrik:
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