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644 Psych. Stud. XXXVIII Jahrg. 11. Heft. (November 1911.)
evolutionistische Hypothese stützt, spottet und sie überragt
;
(B) oder in einer vornehmlich oder ausschließlich dem
subliminalen Geiste eigenen Art von schöpferischer Kraft,
vermöge welcher er imstande ist, einen Gedanken und insbesondere
eine Gesicbtsvorstellung in einer objektiven,
aber temporären Form zu verkörpern, welche entweder für
den clairvoyanten Sinn oder für die besonders empfänglichen
Augen des Subjektes selbst oder anderer clair-
voyanter Personen Sichtbarkeit erlangen wird. Zur besseren
Yeranschaulichung könnte man sich darunter einen Kry-
stallisationsprozeß vorstellen, der sich innerhalb von des
Subjektes eigener Aura unter dem leitenden und bildenden
Einflüsse des subliminalen Gedankens vollzieht.
Hierdurch könnte man sich veranlaßt sehen, wenigstens
für die unmittelbare Umgebung des Subjektes, das Vorhandensein
der von den Theosophen nachdrücklich behaupteten
geistigen Atmosphäre anzunehmen, welche dem
metaätherischen (d. i. überätherischen) Medium („mete-
therial medium*) Myers* oder dem Akasa der orientalischen
Mystik entsprechen würde und wofür sich in der
okkulten Literatur zumeist die Bezeichnung „ animalischer
Magnetismus * angewandt findet. Ob dieses hypothetische
Fluidum mit dem Äther der Physik identifiziert werden
kann oder nicht, wird noch für geraume Zeit eine offene
Frage bleiben. Das Vermögen der Gedankenverkörperung
soll im weiteren Verlaufe dieser Arbeit noch eine ausführlichere
Behandlung erfahren.
Eine andere Hypothese, die ich mit B2 bezeichnen
will und die gleichfalls nicht außer Betracht gelassen
werden sollte, ist jene, wonach man verschiedenartige
Krvstall-Visionen sowohl, wie auch anderere Visionen als
die Resultate eines Wirkens entkörperter Wesen aufzufassen
hätte, welche sie entweder unmittelbar oder mit
Hilfe des subliminalen Geistes des Sehers (Visionärs) vollbringen
, gleichgiltig, ob sich letzterer im vollkommen wachen
oder im hypnotischen Zustande befindet. —
Indem wir zur Hypothese (A) von der Pseudo-Objek-
tivierung halluzinatorischer Perzeptionen zurückkehren,
welche darin als das Resultat der Betätigung einer Fähigkeit
des subliminalen Bewußtseins angesehen werden,
müssen wir uns fragen, warum überhaupt eine Neigung
zur bloßen Nachahmung von Objektivierungen bestehen
sollte.
Ein dem subliminalen Ich eigenes Vermögen, welches
rein subjektiven Wahrnehmungsbildern („pereepts") eine
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