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650 Psych. Stud. XXXVIII. Jahrg. 11. Heft (November 1911.)
daran glaubt, daß man es mit Verstorbenen zu tun hat.
Meines Wissens ist denn auch unter den hevorragenden
französischen Metapsychikern kein einziger, der die Spirit-
Hypothese ernst nimmt, der an die Möglichkeit eines Verkehrs
mit Verstorbenen glaubt. Dasselbe gilt von den
zahlreichen akademischen Gelehrten Italiens, die in den
letzten Jahren das Studium der metapsychischen Phänomene
aufgegriffen haben. Und dasselbe gilt bekanntlich
auch von dem kleinen Häuflein deutscher Gelehrter, deren
Namen mit den Bestrebungen der psychischen Forschung
oder Metapsychik verquickt sind. Sie alle haben sich darauf
versteift, die Spirit - Hypothese „mit den schärfsten
Waffen des Geistes zu befehden", wie einmal einer dieser
Herren sich ausgedrückt hat. Anders in England und
Nordamerika, wo immer wieder neue Gelehrte auf den Plan
treten, die diese Hypothese nicht nur mit voller Uberzeugung
anwenden, sondern sie auch mit großer Wärme
verteidigen, wo immer sie angegriffen wird.
Doch kehren wir zu Frankreich zurück. Die dort besonders
stark ausgeprägte Abneigung gegen das Aufstellen
von Hypothesen ist jedenfalls zurückzuführen auf eine
Flucht vor der allerdings schon so häufig mißbrauchten
Spirit - Hypothese. Diese Abneigung aber bekämpft Dr.
Geley mit folgenden Worten: „Die Tatsachen trennen
wollen von ihrer Auslegung, dies heißt nichts Anderes, als
der Metapsychik nahezu alles wegnehmen wollen, was sie
interessant macht und was wichtig ist."
Die Richtigkeit dieses Satzes wird sich wohl kaum
bezweifeln lassen. Man braucht bloß an die physikalischen
Vorgänge in den medium istischen Sitzungen mit Eusapia
Paladino zu denken. Gibt es etwas Banaleres, etwas Uninteressanteres
als diese Vorgänge, wenn man sich, wie dies
in den letzten Jahren so vielfach von Gelehrten von Weltruf
geschehen ist, bloß darauf beschränkt, ihr tatsächliches
Vorkommen festzustellen, sich aber nicht auch dazu aufschwingt
, Hypothesen aufzustellen, durch die sie sich begreifen
lassen?
Dr. Geley führt nun aber noch ein drittes Argument
für seinen oben eingangs angeführten Satz an und dieses
lautet:
3) Alle metapsychischen Phänomene, vom einfachsten
und elementarsten angefangen bis zum verwickeltsten und
höchststehenden, bilden eine zusammenhängende Kette von
Erscheinungen.
Es ist dies eine ganz besondere Eigentümlichkeit dieser
Phänomene, die Dr. med. Paul Joire bereits in seinem
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