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Deinhard: Wie kommt man in der Metapsychik weiter? 651
1909 erschienenen Werk: „Les ph£nomfenes psychiques et
supernormaux* *) schlagend nachgewiesen hat. Während
in den Naturwissenschaften, z. B. in Chemie und Physik,
sich die einzelnen Erscheinungen gesondert studieren lassen,
treten in der Metapsychik die zu beobachtenden Phänomene
niemals isoliert auf. Das allerelementarste Phänomen,
das Gedankenlesen, ist verquickt mit Hellsehen und Telepathie
, also mit Fähigkeiten des Unterbewußtseins. Ebenso
begegnen uns bei den mediumistischen Phänomenen, z. B.
bei der Typtologie, beim automatischen Schreiben usw.
wiederum Fähigkeiten des Unterbewußtseins. Hier haben
wir sowohl das Unterbewußtsein des Mediums, wie das der
Zirkelteilnehmer in Betracht zu ziehen. Und was die sogenannten
physikalischen Vorgänge des Mediums angeht,
so sind diese Vorgänge niemals rein physischer Natur,
sondern es steckt immer ein psychisches Element, eine Intelligenz
dahinter, sie sind also, genau gesagt, psycho-phy-
sischer Natur. Dieses psychische Element aber haben wir
zunächst immer in dem Unterbewußtsein des Mediums zu
suchen. Wir werden also wohl sagen dürfen, daß es das
Unterbewußtsein ist — in erster Linie das der Versuchsperson
, des Mediums, und in zweiter Linie das der Experimentatoren
—, welches das gemeinsame Element all dieser
Phänomene bildet.**)
Wie sieht es denn nun aber mit unserem Verständnis
dieser Phänomene aus? Können wir mit gutem Gewissen
behaupten, daß wir wenigstens die einfacheren Phänomene
darunter wirklich begreifen? Kein Gedanke daran! Mit
Eecht sagt Dr. Geley: „Die einfachsten und elementarsten
Phänomene sind unserem Verständnis ebenso schwer zugänglich
, wie die allerverwickeltsten, wofern man sich nämlich
nicht durch bloße Worte täuschen läßt, die zwar eine
Erklärung darstellen sollen, aber in Wirklichkeit weit davon
entfernt sind, eine Erklärung zu bieten.
Was folgt nun aus alledem? Die Antwort, die Dr. G.
auf diese Frage gibt, kommt darauf hinaus, daß die metapsychische
Forschung anders vorgehen muß, als sie bisher
vorgegangen ist, wenn sie weiterkommen will. Die Methode
, die man beim Experimentieren bisher anzuwenden
pflegte, war immer und ist noch heute dieselbe, die man
*) Verlegt von Vigot Frfcres, Paris, 23 Place de F^eole de
M^decine.
**) Dies ist übrigens meine eigene Ansicht von der Sache, ganz
unabhängig von dem, was Dr. Geley hierüber bemerkt. D.
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