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Peter: Th. Flournoy's „Esprits et Mediums". 657
Ketzerei meinerseits verbreche ich, obwohl Prof. Flournoy
als Schlußsatz dieses Kapitels sagt: „Es ist wahr, daß den
Kindern Simili und Glasfluß immer denselben Effekt
machen, wie echte Diamantena ... Recht boshaft, — aber
aus dem prachtvollen Buche liest man doch auf allen
Seiten heraus, daß es nicht so schlimm gemeint ist.
VI.
Geister und Medien.
Prof. Flournoy schickt diesem Kapitel, das als besondere
Abhandlung bereits im Juni 1909 im Bulletin des
„Institut General Psychologique" erschienen ist, die Bemerkung
voraus, „daß einige Spiritisten des Auslandes aus
diesen Ausführungen „die Bekehrung Flournoy's
zum Spiritismus* folgern wollten. „Man muß/
sagt der Gelehrte, „schon eine gute Dosis von gutem
Willen — oder Zerstreuung — haben, um ein Bekenntnis
des spiritistischen Glaubens in der einfachen Tatsache zu
finden, daß ich anerkenne, daß die Frage wissenschaftlich
nicht entschieden ist und daß ich es für eine logische
Notwendigkeit halte, die Türe für künftige Forschungen
offen zu lassen.Ä
Der Leser liest natürlich das Kapitel mit doppelter
Aufmerksamkeit und er bereut es nicht. Prof. Flournoy
streift darin so ziemlich alle aktuellen Fragen der okkulten
Forschung in seiner geistreichen Art und Weise. Er bespricht
zuerst die Philosophie und die Schriften Allan
Kardec's, des „Begründers des französischen Spiritismus
", wie er ihn nennt. Es werden hiermit nicht alle
Spiritisten Frankreichs einverstanden sein, — es sei denn,
Flournoy versteht unter „ Spiritismus Ä lediglich den
„Offenbarungs-Spiritismus" —, was ich fast
glaube. Er weist schlagend nach, daß besonders das
Haupt-Axiom Allan Kardec's falsch ist, daß nämlich die
Botschaften, welche ein Medium bringt, nicht von dem
Medium selbst kommen können, auch nicht von den anwesenden
Personen, da weder ersteres, noch letzteres sich
bewußt sind, die Autoren jener Botschaften zu sein.
Flournoy hat ganz Kecht, wenn er sagt, daß die im Laufe
des letzten Halbjahrhunderts gemachten Fortschritte auf
dem Gebiete des Hypnotismus und der Forschung über
den spontanen Wechsel der Persönlichkeit usw. gezeigt
haben, daß in der menschlichen Seele eine Vielfältigkeit
der Natur und die Möglichkeiten der inneren Spaltung
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