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680 Psych. Stud. XXXVIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1911.)
Scheintote sich wieder, er hüpft und springt und schnappt
nach Fliegen. Das Wunder blieb bisher unerklärt; begreiflich
wurde es erst durch die auf jenem Glauben fußende
Annahme, daß nicht die Quantität und Wärme der Infusion,
sondern deren elektrogenetische Eigenschaften den
Zellenstaat des kleinen Kaltblüters von neuem funktionieren
ließen. Für den Kenner der Jonenlehre ist es
ganz unmöglich, dem Experiment eine andere Deutung zu
geben.
In ähnlicher Weise wurden mir die Tausende und
Abertausende von Heilerfolgen mit der Infusion am Menschen
zu Kronzeugen für die sichere Existenz des elektrochemischen
Betriebs. Wir brauchen nicht mehr zu vermuten
, sondern wir wissen nun, daß jedes Tier, daß jeder
Mensch in seinem Gehirn eine elektrische Zentrale
besitzt... Alle großen Geister, die jemals gelebt haben, verdanken
ihren Ruhm der glänzenden Entwickelung dieser
elektrischen Zentrale.
Die Erfahrungen mit der Infusion zeigen unwiderleglich
, daß für das Leben als solches die elektrogenen
Bestandteile des Blutes in kritischen Momenten noch wichtiger
sind, als die nährenden. Es erscheint auch als
zweifellos, daß die rasche Aufsaugung der wiederbelebender
Solution durch das entblutete Gefäßsystem (bis in die
Ganglienzellen des Gehirns) nur einer sehr heftigen Avi-
dität aller lebenden Gewebe für die elektrogene Flüssigkeit
zuzuschreiben ist, wobei die Sauerstoffjonen des
Wassers sicherlich ebenso in Betracht kommen, wie die
Salzjonen. Durch diese neue Auslegung der Infusionswirkung
eröffnet sich dem denkenden Arzte eine wundervolle
Perspektive neuer Erfolge. Denn nun begreifen wir
auch den spezifischen Jonenhunger der einzelnen
Drüsen und Organe als Teilerscheinung der allgemeinen
Elektrogenese.
Wenn wir von elektrischem Betrieb der Organismen
sprechen, so kann dies freilich nur Uberordnung bedeuten
. Denn neben der bekannten Elektrizität wirken
noch andere Kraftquellen teils physikalischer, teils chemischer
Natur, die sich im Verlaufe von Jahrmillionen ihre
besondere Ordnung (Regulation) in den Organismen erkämpft
haben. Epigenetische Energieformen habe ich
sie genannt. Vor allem die Wärme. Sie kann zwar nun
nicht mehr direkt als Motor gelten, aber auch nicht als
bloöes Abfallprodukt, vielmehr kommt ihr die Rolle eines
unentbehrlichen Gehilfen (Koeffizienten) bei allen Reaktionen
zu, sowohl bei den chemischen, als den physikali-
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