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Kurze Notizen.
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lungsgesehiehte vermutlich ganze Arten und Geschlechter
an chronischem Salzhunger zu Grunde gegangen sind, so
wird ja wohl auch noch für den Menschen die Zeit
kommen, wo man meiner bespöttelten Frage: „Wie befindet
sich Ihr werter Elektrolyt ?tt ernsthafte Bedeutung beilegen
wird.
Kurze Notizen.
a) f Frau Helene v. Sehewitzsch-Rakowitza,
die ehemalige Geliebte des geistigen Vaters der deutschen
Sozialdemokratie FerdinandLassalle, eine der ältesten
auch publizistisch bekannt gewordenen Vertreterinnen des
Okkultismus in Deutschland und langjähriges Mitglied der
von du Prel begründeten „Gesellschaft für wissenschaftliche
Psychologie zu München*, hat sich daselbst am Montag,
2. Okt. er. das Leben genommen. Gänzlich zerrüttete Ge-
sundheits- und Vermögensverhältnisse sind Schuld an dem
tragischen Ende dieser einst so beneideten, ebenso körperlich
reizenden als geistig regsamen und schicksalsreichen
Frau. Die Münchener Tagespresse schreibt darüber:
„München, 3. Okt. Die Witwe des Schriftstellers Serge
v. Sehe witsch, Helene geborene v. Dönniges, um die
Lassalle im Duell fiel, ist ihrem vor wenigen Tagen verstorbenen
Gatten in den Tod gefolgt. Sie vergiftete sich
mit einem Schlafmittel nnd starb im Krankenhaus. Es
heißt jetzt, daß Schewitsch ebenfalls freiwillig aus dem
Leben geschieden sei. Materielle Not soll die Ursache der
Tragödie bilden — Nach Lassalle's Tod (in der Nähe von
Genf am 31. Aug. 1864) lebte die bildschöne, damals kaum
20 jährige (geb. 21. III. 1845) Tochter des streng konservativen
Diplomaten v. Dönniges (früher Staatsrechtslehrer
in München, später bayrischer Gesandter am päpstlichen
Hof in Rom, wo er 1872 starb), der sie mit brutaler Gewalt
gezwungen hatte, zu Gunsten eines reichen, einige
Jahre jüngeren rumänischen Studenten ihre Beziehungen
zu dem von ihr abgöttisch verehrten „ Revolutionär41 abzubrechen
, zunächst kurze Zeit mit dem genannten Bojaren
und Schweinezüchter Janko v. Rakowitz in Rumänien.
Als junge Witwe trat sie dann in nähere Beziehungen zu
dem berühmten Schauspieler Friedmann in Berlin, wurde
dessen Gattin und widmete sich selbst mit bedeutendem
Erfolg der Bühnenlaufbahn. Nach Lösung dieser zweiten
Ehe lernte sie in St. Petersburg, wo sie am Deutschen
Theater engagiert war, ihren dritten Gatten v. Schewitsch
kennen, der, selbst einer hocharistokratischen Familie ent-
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