http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0693
Xurze Notizen. 689
lehrten geworden ist. Mit großer Freude ist es zu begrüßen
, daß endlich eine angesehene Zeitschrift diese so
interessanten Malereien in großem Format der Allgemeinheit
zur Darstellung bringt. Im neuesten ersten Heft der
illustrierten Zeitschrift „Zur guten Stundedie eben ihren
25. Jahrgang beginnt (Deutsches Verlagshaus Bong u. Co.,
Berlin W. 57, Preis des Vierzehntagheftes 40 Pfennig) ist
eine wunderbare vielfarbige Kunstbeilage enthalten, die
mehrere der rätselhaften, in Form und Farbe gleich
schönen Malereien des Mediums zeigt. Ein Fachmann hat
über die Dame selbst und über das ganze Wesen der in
Frage kommenden Erscheinungen einen längeren Artikel
hinzugefügt, der nicht verfehlen dürfte, einiges Licht über
diese Dinge zu verbreiten.
g) Ist das bterben schmerzhaft? In Charles
Beardley's „General Practitioner* untersucht ein Mitarbeiter
dieser medizinischen Zeitschrift die Frage, woher
die den meisten Menschen tief innewohnende Furcht vor
dem Sterben kommt; für ihre Beantwortung begnügt er
sich nicht mit dem Schlagwort des Selbsterhaltungstriebes
oder dem Goethe'sehen Ausspruch von der „süßen Gewohnheit
zu leben*. Er geht von der Annahme aus, daß diese
Furcht von Vorstellungen herrührt, die wir in früher
Jugend samt der Gespensterangst und manchem anderen
Aberglauben durch Erwachsene eingeimpft erhalten haben,
die entweder selbst an die Schmerzhaftigkeit des Sterbens
glauben oder sich der Erweckung der Todesfurcht zum
Zwecke der psychischen Einschüchterung bedienen, und
sucht den Nachweis zu erbringen, daß das Sterben ein rein
vegetativer Akt ist, der dem schmerzlosen Verwelken einer
Blume gleicht. Der Empfindlichkeitsgrad der Körperzellen
und speziell der Gefühlsnerven stehe in bestimmter Abhängigkeit
von der Unversehrtheit der sensorischen Nerven,
und jede das allgemeine Wohlbefinden des einzelnen
mindernde Einwirkung führe durch den lähmenden Einfluß
der sich anhäufenden Kohlensäure dazu, daß die Nervenknoten
ihre Reizbarkeit verlören und die der Schmerz-
empfindung äquivalenten Erregungen in den Bahnen der
Nervenfasern nicht mehr gehirnwärts weiter passieren
ließen, so daß im Gehirn das Bewußtsein oder gar ein
schmerzhaftes Gefühl des Sterbens gar nicht mehr zur
Vorstellung komme und höchstens die Empfindung übrig
bleibe, wie man sie beim Einschlafen hat. Man könne die
Empfindung in diesen Momenten auch mit dem Gefühle
eines durch Opium und andere narkotische Mittel Eingeschläferten
vergleichen, bei dem die Gehirntätigkeit so
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0693