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690 Psych. Stud. XXXVI1L Jahrg. 11. Heft. (November 1911.)
tief herabgesetzt ist, daß eben dadurch selbst das Schmerzgefühl
während des Vollzugs einer tief eingreifenden
Operation ausgeschaltet sei. Als Beweise hierfür werden
auch die in der Narkose vorgenommenen Vivisektionen, die
Zeugnisse von für tot Gehaltenen und die Äußerungen von
Sterbenden angeführt, die auf Anruf noch über ihren Zustand
Auskunft geben konnten. Es werden ferner eine
Reihe von berühmten Männern zitiert, die sichtlich ohne
Schmerzempfindung starben, und es wird schließlich auf
das Beispeil der meisten kleinen Kinder verwiesen, die
lächelnd wie beim Einschlafen aus dem Leben scheiden.
Die hier kurz wiedergegebene Theorie wird sicher nicht
ohne Widerspruch bleiben, obgleich sie in sehr vielen,
vielleicht den meisten Fällen zutrifft. Schließlich kommt es
auch nicht auf den einzelnen Moment des Sterbens, sondern
auf das an, was ihm in kürzerer und längerer Dauer vorangegangen
ist, auch die nagende Sorge um liebe Angehörige
und körperliche und seelische Qualen, und man braucht in
dieser Hinsicht nur an Goethe zu erinnern, der zwar
schmerzlos gestorben ist, aber am Tage vor seinem Tode
doch lange, qualvolle Stunden gräßlicher Todesangst und
Unruhe durchkämpfen mußte.
h) | Dr. Bin et. In Paris starb im Alter von
54 Jahren der bekannte Psychologe Alfred Binet, Direktor
des Laboratoriums für physiologische Psychologie an der
„Ecole Pratique des Hautes Etudes", der sich durch seine
Untersuchungen auf dem Gebiet der experimentellen
Psychologie auch außerhalb Frankreichs einen Namen
gemacht hat. Unter seinen Schriften sind zu nennen:
„La Psychologie du raisonnement", „I/Etude exp^rimen-
tale de Pintelligence *, „La Suggestibilit^Er war
der Begründer und Herausgeber des Jahrbuchs „L?Ann£e
psychologique*.
Literaturbericht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Buchhandlung
von Oswald Mutze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Der Monismus und seine philosophischen Grundlagen. Beiträge zu einer
Kritik moderner Geistesströmungen. Von Friedrich Klimke.
8. J. Freiburg l ß. Herder'sehe Verlagshandlung 1911 (XXIV +
620 8. gr. 8°. Preis 12 M.).
Die Selbstgefälligkeit und Unduldsamkeit, womit die Anhänger
HseckeFs und Ostwald's ihre angeblich allein wissenschaftliche Welt-
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