Freiburger historische Bestände - digital

Peter: Zur Steuer der Wahrheit. 705

sehen Zug der Medien, im Trance manchmal unwillkürlich
ein Phänomen in lächerlicher Offensichtigkeit unterstützen
zu wollen. So greift Eusapia vor allerAugen nach der
Trompete; — es ist ein Irrtum, diese Züge in das Kapitel
des gemeinen Betruges einreihen zu wollen, so wenig als
die bekannten synchronischen Bewegungen der Medien und
das von Dr. E. so verdächtig bemerkte Aufbauschen der
Röcke usw. Gewiß betrügen berufsmäßige Medien ab und
zu tatsächlich und bewußt —, allein sind; da es gefälschte
Banknoten gibt, deshalb alle falsch? —

Dr. E. gibt dann die bekannten Bilder der Blitzaufnahmen
von Tischhebungen in Sitzungen mit Eusapia
und liest aus diesen Bildern Dinge heraus, welche er nicht
beweisen kann. So hebt die Eusapia den Tisch mit den
Zähnen, und ein anderesmal manipuliert sie mit den
Füßen, da sie „pr äpari erte" Schuhe hat, aus denen
sie schlüpft, ohne daß die Teilnehmer an den Sitzungen
dies bemerken. Daß die letzteren nicht Kinder sind,
sondern ernste, hoch an gesehene Gelehrte und Forscher,
übersieht Dr. E. Auch Eusapia ist Äschlangenmenschartig*,
wie Slade, — dies ist eine Lieblings-Erklärung Dr. E/s, —
denn „dies hat sich bei der Entlarvung des Mediums durch
Prof. Münsterberg (1910) herausgestellt. Ausgezeichnet!
Prof. Münsterberg hat 'aber nichts entlarvt, wie C. de
Vesme und andere ihm klar nachgewiesen haben. Der geehrte
Leser findet die Geschichte dieser sogenannten „Entlarvung
" eingehend in den „Annales des Sciences Psychi-
ques" (1910, S. 106) und in den „Psych. Studien" (1910,
Juli) dargestellt. Freilich, der eigensinnigen und voreingenommenen
Skeptik ist die absurdeste Behauptung einleuchtender
, als die okkultistische Tatsache. Man denke
sich, die in den 60er Jahren stehende Paladino, eine korpulente
, alte Frau, .bringt es fertig, den neben ihr sitzenden
Teilnehmer mit dem Fuße am Obr zu zupfen! Dabei ist
die „AkrobatinÄ so geschickt, daß dieser Teilnehmer während
der gewiß ansehnlichen Leistung nicht die geringste
Bewegung des Körpers wahrnimmt. Risum teneatis amici!
Nein, wer in Eusapia eine gemeine Betrügerin sieht, weiß
nichts von den Ergebnissen der wissenschaftlichen
Forschung des Okkultismus. Unter vielen angesehenen
Forschern erwähne ich nur Prof. Morselli, den ersten
Psychiater Italiens, und Prof. Flournov in Genf, welche
beide Gegner der spiritistischen Hypothese
sind, aber rückhaltlos für die Echtheit der Eusapia-
nischen Phänomene einstehen, wie dies auch von
seiten des berühmten Prof. Lombroso geschehen ist.