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706 Psych. Stud. XXXVIII. Jabrg. 12. Heft. (Dezember 1911.)
Wer angesichts solcher Zeugnisse lieber die Erklärungen
in den Mätzchen der Taschenspieler sucht, dem bleibt das
natürlich unbenommen, — aber dies# apodiktisch als Wahrheit
in der Öffentlichkeit predigen zu wollen, ist nicht angängig
und soll wenigstens nicht unwiderlegt bleiben. —
Ein anderer Punkt! Dr. E. behauptet schlankweg,
daß Eusapia Paladino sich einer Gaze bedient, um bei den Abdrücken
der Gliedmaßen und Gesichter in Ton keine verräterischen
Spuren an Hand und Gesicht davonzutragen.
Dr. E. weiß nicht, daß, wie Ernest Bozzano in seinem ausgezeichneten
Werke*) darlegt, s. Z. der „Cireolo Minerva"
durch einen der berühmtesten Genueser Bildhauer, den
Professor G. Navone, experimentell (!) feststellen ließ, daß
selbst bei hellem Licht und mit Beihülfe aller
Anwesenden die Abdrücke, welche durch die Mediumi-
lät der Eusapia erhalten wurden, nicht hergestellt werden
können und zwar aus technischen Gründen. Das
merkwürdige Gewebe, das sich auf den Abdrücken findet,
hat zu vielen Hypothesen Anlaß gegeben, wie ja die Gewandung
der Phantome auch. Es würde hier zu weit
führen, näher darauf einzugehen; nur das sei nachdrücklich
betont: wer behauptet, die Eusapianischen Abdrücke seien gefälscht
, der kennt, wie eben gesagt, die Verhältnisse nicht
und sollte die Phänomene pp. genauer studieren, ehe er
urteilt. Dasselbe gilt für Dr. E/s Beurteilung der GabrieP-
schen Hypothese bezüglich der Materialisationser-
scheiuung in der Villa Carmen in Algier. Für Di\
E. ist die Richtigkeit der Anschauung G. von Max' unumstößlich
: — ja, so hat Frl. Martha „diesen Trick ausgeführt*.
Aus der „ Spiritisten-Zeitschrifttf (sie!) „Psychische
Studien* sind die Skizzen hierzu wiedergegeben. Aber die
Erwiderungen Richens, Dr. Walther Bormann's und meiner
Wenigkeit, welche, wie allseitig anerkannt wurde, jene
Hypothese klar als den Tatsachen nicht entsprechend,
zeigten, hat Dr. E. nicht mit einer Silbe erwähnt! Warum?
Auch das bekannte Medium C. V. Miller kommt
schlecht in Dr. E.'s Abhandlung weg. Dr. E. behauptet,
Miller habe „den Honorarbetrag von 500 Francs für eine
einzige Sitzung schlankweg zurückgesandt, da er höhere
Beträgegewöhntsei ;**) er soll sogar mit 1500 Frs. noch
nicht zufrieden gewesen sein.* Auch diese Geschichte ist
*) Ipotesi Spiritica e teoriehe seientifiche, Genova 1903.
**) Wörtlich so äußerte sich s. Z. in einer Zuschrift an Unterzeichneten
auch Prof. W. Reichel, der ja das von ihm „entdeckte"
Medium Milier persönlich genau kennt. — M a i e r.
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