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Kaindl: Die physiologischen Grenzen der Gesichts-Halluzination. 711
Halluzination; geradeso wie die Anwesenheit von Staubteilchen
in der Atmosphäre durchaus erforderlich ist, um
einen Niederschlag der flüssigen Korpuskel (Körperchen)
zu bewirken, welche einen Nebel bilden. Auf diese Weise
mag eine Materialisation durch das Vorhandensein eines
wirklichen Nucleus (oder sogar nur eines glänzenden
Punktes), wie ihn im Falle der Transfigurationen der
Körper des Mediums bildet, gefördert, wo nicht gar ermöglicht
werden.
Aus dem Vorhergehenden konnte man entnehmen, daß
Miss Goodrich Freer, soweit es ihren eigenen Fall betrifft,
die „points de repere'-Theorie verwirft. Uber die Krystall-
Visionen der Mrs. Verrall äußert sich der berühmte
psychische Forscher, Fred. Myers, gelegentlich einer Besprechung
derselben in den „Proeeedings" der S. P. E.
(Bd. VIII, S. 478) unter anderem wie folgt: „Das ist so
ziemlich der einzige mir bis jetzt bekannte Fall, wobei ich
fand, daß sich der Einfluß von „points de repere* dem Subjekte
selbst bemerkbar machte; doch mögen solche lichtreflektierende
Punkte und Flecken auch dann von Einfluß
sein, wenn ihre Wahrnehmung von Seiten des Subjektes
unbewußt erfolgt. In den meisten Fällen jedoch scheint
der Charakter der Vision selbst dies auszuschließen, indem
sie mit einer glänzenden Lichterscheinung beginnt, und in
der Erscheinung von rauchartigen Schatten im Krystall ihre
Fortsetzung findet. In der Tat läßt sich die Genesis von
Krystallbildern passender mit der Entstehung von spontanen
, als mit jener von hypnotisch suggerierten Halluzinationen
vergleichen.a
Eine gewichtige Tatsache, welche geeignet ist, als ein
Beweis für die objektive Realität der Krystall-Visionen zu
dienen, ist die, daß im Krystall erblickte Druck- und
Handschriften, welche infolge des sehr verkleinerten Maßstabes
, indem sie darin erscheinen, unleserlich sind, mit
Hilfe eines Vergrößerungsglases leicht gelesen werden
können. Ein bemerkenswertes Beispiel hiervon findet sich
in dem Bericht, den ein gewisser Hockley, welcher mit
seiner Frau Versuche im KryStallsehen angestellt hatte, im
Jahre 1873 dem Ausschuß der Londoner „Dialektischen
Gesellschaft" vorlegte, übrigens genügt schon die bloße
Tatsache, daß im Krystall Schriften mit oder ohne Vergrößerungsglas
gelesen werden können, als Beweis, daß,
während die Zeilen von den Augen geprüft werden, die
Schrift stabil bleibt. Es ist unmöglich, mehr als ein oder
zwei Worte auf jeder Seite des besonderen Wortes, worauf
die Achsen der Augen gerichtet sind, zu lesen; tatsächlich
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