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Peter: Tb. Flournoy's „Esprits et Mediums*. 721
Phänomene seien Erzeugnisse des Unterbewußtseins, mit
dem Hinweis verwirft, daß diese „ Unterbewußtseine *, die
doch im Mensehen verborgen sind und sich weder unter
sich kennen, noch etwas von sich selbst wissen, darin übereinstimmen
, daß sie sich als Geister der Toten erklären.
„Nie*, sagt M. Denis, „haben sich die unsichtbaren Wesen
als das Unbewußte oder als die höheren Ichs der Medien
und anderer anwesender Personen vorgestellt, aber stets als
verschiedene, ihr volles Bewußtsein besitzende Persönlichkeiten
, als freie Individualitäten, die auf der Erde gelebt
haben . . ,tf
Prof. Flournoy will dies nicht zugeben, denn in der
Geschichte der Besessenen aller Zeiten und aller Länder
findet man z. B,, daß d'e „Geister" behaupten, Dämonen
und Teufel zu sein; für die anderen Fälle bringt Flournoy
je ein kleines Beispiel: „In einer Sitzung erhielten wir eine
sehr sonderbare Mitteilung. Der Tisch diktierte: „Mein
Käme fängt mit x an und endet mit x.* — Meine
Ueberraschurig wuchs, als der Tisch, fortfahrend, buchstabierte
„Xavier Chanaux". Dies ist der Name eines alten
Musikprofessors meiner Kindheit, den ich seit wenigstens
zehn Jahren aus den Augen verloren hatte. Ich fragte:
„Das sind wohl Sie, Herr Chanaux? Wann sind Sie gestorben
?a Der Tisch., antwortete: „Ich bin nicht tot*;
dann folgte ein Satz, in welchem Mr. Chanaux daran erinnerte
, daß er an dem internationalen Wettbewerb, der in
Genf organisiert worden war, teilgenommen hätte usw.
Ich habe später erfahren, daß Mr. Chanaux im Augenblick,
da diese Botschaft kam, nicht tot war. Ich dachte an jenem
Tag sicher nicht an Mr. Chanaux. Ich hatte immer den
geheimen Verdacht, daß Mlle. Dyck, die sich gern mit Musik
beschäftigte und das Programm des Wettbewerbes daheim
hatte, letzteres wenigstens durchgesehen hatte, und ihr, da
sie wußte, daß ich in Dole geboren war, der Name des
Mr. X. Chanaux, Musikprofessors in Dole, aufgefallen war."
„Es geht daraus hervor", sagt Prof. Flournoy, „daß
die subliminale Phantasie eines Mediums (oder eines Teilnehmers
) durch Kryptomnesie genährt, gelegentlich sehr gut
Botschaften fabrizieren kann, die sich nicht auf einen loten,
sondern auf einen Lebenden berufen. Es kann ihr auch begegnen
, daß sie sich in einer Art ausnahmsweiser Freimütigkeit
ausdrücklich als das zweite Ich oder das Unterbewußtsein
des Subjektes zu erkennen gibt, wie dies die folgende
Dichtung eines Schreib-Mediums*) zeigt:
*) Aus Marie Knorr-Schmidt: „EvoeM Ein Schritt zur Lichtung
des Seelenlebens. 1903. Verlag Huber. Diessen (Bayern).
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