Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 730
(PDF, 210 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0734
730 Psych. Stud. XXXVIII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1911.)

Religionen und Kirchen haben sich für die Menschheit geradezu
entsetzenerregende Zustände im inneren Volksleben
und im äußeren Verkehr der Völker unter einander entwickeln
können; wir brauchen dabei nur an die ewig sich
wiederholenden Völkerkriege und an die nicht zur Ruhe
kommen wollenden sozialen furchtbaren Kämpfe im Innern
der einzelnen Volkskörper zu denken, als an einen deutlichen
Ausdruck dafür, daß keine Liebe, selbst nur unter
den einzelnen Stammesgenossen, herrscht, sondern nur das
raubtierartige Streben des Naturmenschen, seine Mitmenschen
sich zu unterjochen oder gar ganz zu vernichten,
um allein die Früchte der Erde^ selbst die von anderen
gesäten, zu ernten.

Wie kommt es nun, daß es so viele verschiedene Anschauungen
unter den auf der Erde wohnenden Menschen
insgesamt über den Ursprung des Menschen und über
seine Bestimmung auf dieser Erde gibt, und ferner wie
kommt es, daß bisher keine der herrschenden Lebensanschauungen
das Menschengeschlecht glücklich machte, ja
vielleicht um so weniger glücklich, je mehr Wissen von
den realen Dingen der Natur der Mensch sich erwarb, weil
damit der Eigennutz, die Selbstsucht, die Sucht, die Rechte
anderer schwächerer Menschen zu unterdrücken, mit der
erwachsenden Macht dazu größer und größer wurde? Hat
der Mensch das, was er heute weiß und was er früher gewußt
hat, und das, was er früher noch über ein Walten
übersinnlicher Mächte, eines Gottes über uns, geglaubt hat
und vielleicht auch noch bis auf die heutigen Tage glaubt,
alles dieses aus sich selbst, so daß es natürlich höchst unvollkommen
und mangelhaft, voller Lücken und Fehler sein
muß, wie der Mensch selbst, der auch nur aus dem gemeinen
Staube, der leblosen Materie, entstanden ist?

Der bisherige Gang und Verlauf der Menschheitsgeschichte
auf der Erde würde uns dies glauben machen,
wenn nicht ein Umstand, ein einziges, aber auch sehr eigenartiges
, gar nicht zu verkennendes Anzeichen in der ganzen
Menschheit, das heute gerade bei dem so sehr vermehrten
Wissen der Menschen, namentlich auf allen Spezialgebieten des
Lebens, sich gegenüber früheren Zeiten in erhöhtem Maßstabe
bemerkbar macht und, wo vorhanden, für jedermann
erkennbar bald an den Verstand des Menschen, an sein
Wissen, um es zu prüfen, ob es der Wahrheit standhält,
bald an das menschliche Gemüt, die menschliche Seele, um
sie zu fragen, ob sie bisher in berechtigter, richtiger, vernünftiger
Weise an einen Gott, an eine höhere Macht über
uns oder noch außer uns geglaubt hat, sich wendet, uns viel-


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