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Von Todesahnungen oder Suggestionen.
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werde nie mehr ausdrücken können, wie ich Eure Güte
schätze." Am Nachmittag des 4. Dezember begleitete er
eine befreundete Dame zu einer Unterhaltung und erhielt
das Versprechen, wenn er ihr morgen Nachmittag schreibe,
so würde sie kommen, um ihm Lebewohl zu sagen. Sein
Arzt sagte zur Mutter und zum Bruder des Jungen, er
wolle dessen Sinne durch ärztliche Mittel von der Sache
ablenken, und legte ihm am Dienstag Abend ein spanisches
Fliegenpflaster auf den Hals. Am Mittwoch Morgen stand
der junge Brooks auf wie gewöhnlich, aß sein Frühstück
mit ungewöhnlich gutem Appetit und schien in jeder Beziehung
noch ein langes Leben aushalten zu können. Der
Arzt verließ ihn, ohne eine Spur von Unruhe über seinen
Zustand. Der junge Mann bestand darauf, seine Mutter
sollte nicht bei ihm bleiben, und sagte zu ihr: „Es würde
dich töten, wenn du mich sterben sähest." Sie widersetzte
sich nicht, damit er sich die Sache nicht zu sehr zu Herzen
nehme, sondern war damit einverstanden, von ihm wegzugehen
, beabsichtigte aber, am späteren Nachmittag wieder
zu ihm zu gehen. Während er, wie gewöhnlich, mit der
Familie um 2 Uhr den Lunch einnahm, klagte er über ein
Gefühl der Schwäche und bat, man möchte ihn auf sein
Zimmer führen. Nachdem er sich ein wenig im Bett ausgeruht
hatte, schrieb er an die junge Dame, und sie traf
irf ungefähr 20 Minuten ein. Er starb in Gegenwart der
Familie um 3 Uhr 10 Minuten. Er war ein junger Mensch
von festem Willen, außerordentlich gutem Verstand und
prächtigem Körper. —
Soviel von Todesahnungen. Zahlreiche Beispiele von
Ahnungen überhaupt ergänzen dieses Kapitel im Buche
Hyslop's. Wir geben von diesen Ahnungsbeispielen hier
zum Schlüsse nur ein einziges wieder samt der Erklärung,
respektive der Frage, mit welcher der amerikanische Psychologe
die Geschichte begleitet.
Herr Haggard vom britischen Konsulat in Triest
erzählt die folgende eigene Beobachtung, die von seiner
Frau bestätigt wird. „Vor wenigen Monaten hatte ich
einen außerordentlich lebhaften Traum, den ich nach dem
Envachen sofort meiner Frau erzählte. Alles, was mir geträumt
hatte, ereignete sich wirklich ungefähr sechs Wochen
darauf, und die Einzelheiten waren genau so wie in meinem
Traum. Mir träumte, ich sei vom deutschen Generalkonsul
zum Essen gebeten und beim Empfang in ein großes
Zimmer geführt worden, wo Trophäen von ostafrikanischen
Waffen auf Schildern an der Wand hingen. (Ich bin
selbst viel in Ostafrika gewesen.) Nach dem Essen be-
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