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748 Psych. Stud. XXXVIII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1911.)
sichtigte ich die Waffen, unter welchen ich ein prachtvoll
in Gold gefaßtes Schwert bemerkte, das ich dem französischen
Vizekonsul, der eben hinzukam, zeigte, mit dem Bemerken
, es sei dies wahrscheinlich ein Geschenk des Sultans
von Zanzibar an meinen Wirt, den deutschen Generalkonsul
. In diesem Augenblick kam der russische Konsul
auch herzu. Er wies darauf hin, wie klein der Griff des
Schwertes, und wie es daher für einen Europäer unmöglich
wäre, die Waffe zu gebrauchen; während er so redete,
schwang er seinen Arm mit Wucht über dem Kopf, als ob
er das Schwert schwinge, um damit das Gesagte anschaulich
zu machen. In diesem Augenblick erwachte ich und
wunderte mich so über die Lebhaftigkeit des Traumes, daß
ich auch meine Frau weckte und ihr alles erzählte.
Ungefähr sechs Wochen später wurden meine Frau
und ich von dem deutschen Generalkonsul zum Essen gebeten
; aber den Traum hatten wir beide schon lange vergessen
. Wir wurden in ein großes Empfangszimmer geführt
, in welchem ich vorher noch nie gewesen war, das
mir aber gewissermaßen bekannt vorkam. An den Wänden
hingen einige prächtige Trophäen von ostafrikanischen
Waffen, unter denen sich ein Schwert mit goldenem Griff
befand, welches ein Geschenk des Sultans von Zanzibar an
meinen Wirt war. Um die Sache kurz zu machen: alles
ereignete sich genau, wie ich geträumt hatte; ich erinnerte
mich aber des Traumes erst, als der russische Konsul seinen
Arm über den Kopf schwang, denn da fiel mir alles wie
ein Blitz in die Erinnerung. Ich sagte kein Wort zu dem
russischen Konsul und dem französischen Vizekonsul [die
ich vor der Trophäe stehen ließ), ging schnell auf meine
Frau zu, die am Eingang eines an den Salon stoßenden
Boudoirs stand, und sagte zu ihr: „Erinnerst du dich an
meinen Traum von den Waffen aus Zanzibar?" Sie erinnerte
sich genau an alles und war jetzt Zeugin der Verwirklichung
. Auf der Stelle teilten wir allen Anwesenden
den Traum mit, der sie natürlich sehr interessierte."
Auch Frau Baggard verfaßte einen Bericht über den
Traum und bestätigte ihn. Sowohl der russische Konsul,
als der deutsche Generalkonsul bezeugen, daß ihnen der
Traum an jenem Abend, da er sich erfüllte, bis in die
Einzelheiten so erzählt wurde. Der letztere fügt bei, Herr
Haggard sei nie zuvor in seinem Hause gewesen. „Ich habe,
fügt Hyslop bei, dieses Beispiel angeführt, damit man die
außerordentliche Schwierigkeit der Erklärung erkenne, wofern
man das Zusammentreffen für mehr halte als einen
Zufall. Andere Arten mögen leicht zu erklären sein, wenn
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